Interview mit Heinz-Harald Frentzen "Die Familie braucht Michael"
30.12.2013, 17:33 Uhr
Grand Prix von Indianapolis: Im Jahr 2000 standen Schumacher und Frentzen hier gemeinsam auf dem Treppchen.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Sie lieferten sich spannende Duelle auf der Kartbahn in Kerpen und später in der Formel 1. Im Interview spricht Heinz-Harald Frentzen über seinen früheren Rivalen Michael Schumacher. "Er hat schon oft haarige Situationen erlebt", sagt Frentzen n-tv.de.
n-tv.de: Michael Schumacher liegt mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus. Was haben Sie gerade gemacht, als Sie von seinem Skiunfall erfahren haben?
- geboren: 1967 in Mönchengladbach
- mit 13 Jahren Einstieg in den Kartsport, 1983 erstes Duell mit Schumacher auf der Kartbahn in Kerpen
- zwischen 1994 und 2003 insgesamt 157 Formel-1-Rennen und drei Siege für Sauber, Williams, Jordan, Prost und Arrows
- bis 2012 Fahrer in der Rennserie GT Masters, dann Rückzug vom aktiven Motorsport
- Frentzen ist verheiratet, hat drei Töchter und wohnt im Kreis Neuss
Heinz-Harald Frentzen: Meine Familie und ich sind zurzeit im Winterurlaub. Ich war gerade zu Mittag, da bekam ich einen Anruf von meinem Vater, der mich über den Unfall informiert hat. Ich bin dann sofort ins Internet gegangen. Am Anfang schien das ja noch nicht so dramatisch zu sein, aber im Laufe des Tages hörte sich das alles plötzlich sehr ernst an. Nach den neuesten Informationen der Ärzte bin ich ziemlich schockiert.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gehört haben, dass Schumachers Zustand von den Ärzten als "außerordentlich ernst" beschrieben wurde?
In dem Augenblick ist man einfach sprachlos. Leider haben wir nur wenig Informationen. Wir fühlen mit und unsere Gedanken sind bei Michaels Familie und der engsten Verwandtschaft. Hoffentlich wird er schnell wieder gesund. Es ist einfach eine schwierige Situation.
Ende der 80er fuhren Sie zusammen mit Schumacher in der Formel 3, Anfang der 90er stiegen Sie beide in die Formel 1 ein. Wie haben Sie ihn damals erlebt?
Er ist ein leidenschaftlicher Sportler und immer mit Herz und Seele dabei. Michael hat in seinem Leben schon oft haarige Situationen erlebt. Bei vielen Rennen war ich mit dabei. Ich weiß, dass er auch privat ein sehr motivierter und sportlicher Mensch ist.
Formel-1-Piloten, und besonders Michael Schumacher, werden häufig als adrenalinsüchtig beschrieben. Haben Rennfahrer ein besonderes Verhältnis zum Risiko?
Es ist ja so: Im Fernsehen sieht man bei den Rennen zwar die Unfälle, aber man kann nicht nachvollziehen, wie schlimm sie wirklich sind. Aber das alles ist heute viel sicherer als in den 90ern. 100-prozentig sicher kann man nie sein, aber die Formel 1 ist inzwischen eine der sichersten Rennserien. Aber, was Michael da passiert ist, kann man damit nicht vergleichen. Wir wissen ja gar nicht, wie der Unfall passiert ist. Ich hoffe, dass das glimpflich verläuft und er bald wieder fit ist. Die Familie braucht Michael.
Mit Heinz-Harald Frentzen sprach Christian Rothenberg
Quelle: ntv.de