Folterskandal im Altenheim Die Pflegeleitung wusste Bescheid
23.06.2012, 15:59 Uhr
Ein Patient starb an einer Überdosis Morphium.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ihr Anwalt rät ihnen zu schweigen. Und der Pflegedirektor und die Pflegeleiterin des Altenheims in Elversberg schweigen. Jetzt werden auch sie dafür verantworlich gemacht, dass zwei ihrer Angestellten monatelang Patienten quälten - teilweise bis zum Tode.
Monatelang quälten sie die Bewohner eines Pflegeheimes in Elversberg. Sie operierten sie ohne Narkose, zogen ihnen die Beatmungsschläuche heraus und verabreichten ihnen viel zu große Dosen Morphium. Die Heimleitung schaute zu ohne etwas dagegen zu unternehmen. Das legt jetzt zumindest ein Bericht der "Saarbrücker Zeitung" nah.
Wenige Tage nachdem der Pflegeskandal im Saarland aufflog, nachdem die brutalen Taten eines 25 und eines 35 Jährigen Pflegers an die Öffentlichkeit drangen, steigt nun auch der Druck auf die Verantwortlichen des Heims der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Elversberg. Wie die "Saarbrücker Zeitung" berichtet, machten Beschäftigte die Heimleitung schon im Februar auf einige der Vorfälle aufmerksam. Doch der 59 Jahre alte Pflegedirektor und die 31 Jahre alte Pflegeleiterin reagierten nicht. Sie schwiegen auf Anraten ihres Anwalts. Das gesteht jetzt auch der Sprecher der AWO Jürgen Nieser ein. Einen der brutalen Pfleger stellten die Verantwortlichen des Altenheim offenbar auch ohne Arbeitszeugnis ein und beförderten ihn zum Stationsleiter.
Verantwortliche wurden suspendiert
Laut Nieser hat die AWO den Pflegedirektor und die Pflegeleiterin suspendiert. Am Montag soll die offizielle Kündigung folgen. Ob ihnen darüber hinaus rechtliche Konsequenzen drohen, war zunächst nicht klar. Naheliegend wäre ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung.
Die beiden Pfleger misshandelten Bewohner des Heimes über einen Zeitraum von einem halben Jahr. Eine Patientin starb nach der Tortur einer Operation an einer offenen Wunde ohne Narkose. Ein Patient verlor sein Leben durch eine Überdosis Morphium. Die verantwortlichen Pfleger gestanden ihre Taten teilweise. Gegen den 35-Jährigen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung mit Todesfolge. An die Öffentlichkeit drang der Fall erst als im Heim auffiel, dass Medikamente fehlen.
Der Fall gilt als in der Geschichte des Saarlandes.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa