Panorama

Sex- und Kinderporno-Skandal Die dunkle Seite des Linus Förster

Linus Förster war so etwas wie der Berufsjugendliche der SPD.

Linus Förster war so etwas wie der Berufsjugendliche der SPD.

(Foto: imago/reportandum)

Ein Besuch in einem Bordell läutet das Ende von Linus Försters Karriere ein. Der SPD-Politiker filmt den bezahlten Liebesakt heimlich und wird erwischt. Da ahnt noch niemand, welche sexuellen Abgründe noch ans Tageslicht kommen sollen.

Es ist Freitagabend, ein Spätsommertag im September 2016. Der Augsburger SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Linus Förster sucht eine Prostituierte auf und vereinbart eine schnelle Nummer - 15 Minuten Sex für 50 Euro. Doch Förster spielt ein falsches Spiel. Unter seiner Kleidung platziert er eine Videokamera, er will den Akt heimlich filmen. Als er die Liebesdame verlässt, ist sein Leben ruiniert.

Ab heute muss sich der einst so beliebte Politiker wegen mehrerer Sexualstraftaten vor dem Landgericht Augsburg verantworten. Unter anderem soll der 52-Jährige mehrfach schlafende Frauen missbraucht, heimlich Sexaufnahmen gemacht und Kinderpornos besessen haben. "Es wird ein Geständnis geben, er hat ja gar keine andere Wahl", sagt sein Verteidiger Walter Rubach. Sein Mandant wolle versuchen, Erklärungen zu geben - Ausflüchte werde er nicht versuchen.

Lange galt Förster als politisches Talent. Gerade volljährig tritt er in die SPD ein, fünf Jahre später ist er Vorsitzender des Stadtjugendrings Augsburg. Ab 2003 sitzt der promovierte Politikwissenschaftler im Landtag, zuletzt als Chef der Schwaben-SPD. Mit einem europapolitschen Schwerpunkt ist er außerdem häufig in Brüssel aktiv. Es läuft für Linus Förster, möchte man meinen. Doch er hat eine andere, eine dunkle Seite, von der lange Zeit niemand etwas ahnt. In seiner Freizeit spielt Förster, der sich als Politiker gern etwas anders inszeniert, in zwei Bands. Die Frauen himmeln ihn an. Dem "Spiegel" zufolge "tobt er wie eine ungezähmte Wildsau durchs Leben" und hat oft mit mehreren Frauen gleichzeitig Liebschaften.

Polizistin und Ex-Freundin erkennt Förster

Jener Bordellbesuch im vergangenen September wird Förster zum Verhängnis. Die Prostituierte entdeckt das Kontrolllicht der versteckten Kamera und bringt den Speicherchip an sich. Förster will ihn sich zurückholen. Bei einem Gerangel verletzt er die Frau, die um Hilfe ruft. Da flieht Förster.

Die Prostituierte bringt den Chip zur Polizei und erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Die Auswertung der Speicherkarte bringt die Ermittler auf die Spur des Politikers. Laut "Augsburger Allgemeinen" identifiziert eine Polizistin den Freier einige Wochen später. Sie kenne den Gesuchten. Linus Förster war acht Jahre lang ihr Freund.

Dann geht alles ganz schnell. Mitte November durchsuchen Beamte nicht nur Försters Privatwohnung, sondern auch seine Räume in der Augsburger SPD-Zentrale und sein Landtagsbüro in München. Dabei werden etliche Festplatten und eine Daten-CD mit der Aufschrift "Erotic Met Art 15 Peter Saft!" sichergestellt. Laut Staatsanwaltschaft befindet sich auf den Speichermedien eine riesige Materialsammlung an Sexbildern. Dazu kommen Bilder, die Förster selbst gemacht haben soll - heimliche Videos von ihm mit verschiedenen Geliebten. Frauen sollen unter dem Einfluss von Schlaftabletten widerstandsunfähig gewesen sein, als er sich an ihnen verging und sie dabei filmte. Zwei andere Frauen soll er heimlich beim einvernehmlichen Sex gefilmt haben.

"Beruflich und privat erledigt"

Neben den Sexaufnahmen stellen die Ermittler auch über 800 kinderpornografische Fotos und über 500 derartige Videos sicher, über 354 Dateien zeigen den sexuellen Missbrauch von Kindern im geschätzten Alter von zwei bis zehn Jahren.

Als die Vorwürfe gegen Förster immer schwerwiegender werden, tritt er von allen Ämtern zurück und kündigt seinen Rückzug aus der Politik an. Seit Mitte Dezember sitzt der gefallene Politiker in Untersuchungshaft. Polizisten hatten ihn in einer psychosomatischen Klinik im niederbayerischen Bad Griesbach verhaftet. Offenbar kannte Förster sein Problem und wusste, dass er Grenzen überschritt - es war nicht das erste Mal, dass er professionelle Hilfe suchte.

Wegen der Kinderpornos ist am Landgericht die Jugendkammer für den Fall zuständig. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Schon jetzt konstatiert Verteidiger Rubach für den promovierten Politikwissenschaftler, er sei "beruflich und privat erledigt". Mit einem Geständnis will Förster die Strafe in einem möglichst geringen Rahmen halten.

Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP

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