"Spaghettimonster" scheitern Die letzte Nudel ist noch nicht gegessen
13.04.2016, 16:30 Uhr
Rüdiger Weida von der "Kirche der fliegenden Spaghettimonster" zelebriert die Nudelmesse jeden Freitag in einem zur Kapelle umfunktionierten Stall auf seinem Privatgrundstück.
(Foto: dpa)
Die "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" muss eine juristische Niederlage hinnehmen. Doch ein Pastafari-Jünger lässt sich nicht unterkriegen und kündigt nach der Urteilsverkündung Berufung an.
Klage abgeschmettert: Der Verein "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" darf auch künftig in Brandenburg nicht mit eigenen Schildern am Straßenrand für seine "Nudelmesse" werben. Das hat das Landgericht Frankfurt(Oder) in einem Zivilverfahren entschieden. Der Verein bezeichnet sich selbst als Weltanschauungsgemeinschaft. Er hatte den Landesbetrieb Straßenwesen verklagt. Die Behörde sollte Schilder an den vier Ortseingängen von Templin dulden, auf denen die "Nudelmesse" für jeden Freitag angekündigt wird.
Für den Templiner Vorsitzenden Rüdiger Weida kam die Klageabweisung nicht überraschend. "Dieses Urteil ist nur der Schritt in die nächste Instanz", sagte er. "Wir werden in Berufung gehen und vor dem Brandenburger Oberlandesgericht weiter kämpfen, denn wir zweifeln die Rechtmäßigkeit der Kündigung durch den Landesbetrieb Straßenwesen an. Die war aus unserer Sicht nicht rechtmäßig, weil es dafür besondere Gründe braucht."
Die "Nudelmesse"-Schilder sind derweil weiter in Templin zu sehen. Bürgermeister Detlef Tabbert hat ihnen einen Platz an städtischen Masten gewährt, an denen der Ort über seine Städtepartnerschaften informiert. "Er hat mir gestern noch einmal versichert, dass sie dort hängen bleiben dürfen, bis die Sache endgültig juristisch geklärt ist", versicherte "Pastafari" Weida.
Aus Gott wurde Spaghettimonster
Die "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" wurde 2006 in den USA von dem Physiker Bobby Henderson und anderen Kreationismus-Kritikern gegründet. Sie bezeichnen sich selbst als "Religionsparodisten".
Als Henderson erfuhr, dass die Schulbehörde im US-Bundesstaat Kansas neben Darwins Evolutionslehre im Biologieunterricht auch die göttliche Schöpfungsgeschichte eingeführt hatte, trat er eine Protestlawine los. Pastafari nannte sich die Gegenbewegung. Aus Gott machten sie ein Spaghettimonster und aus dem Gottesdienst eine Nudelmesse. Humorlosigkeit haben die Parodisten als eines der Grundübel christlicher Eiferer ausgemacht.
Hierzulande hat die "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" erst rund 150 zahlende Mitglieder. Rüdiger Weida ist einer der deutschen Pastafaris. Er war es, der an allen vier Ortseingängen den Hinweis auf die Nudelmesse angebracht hatte – mit schriftlicher Genehmigung der örtlichen Straßenmeisterei. Auf seiner Homepage schreibt er: "Wahrscheinlich sind die Behörden in der Uckermark besonders weltoffen."
Weida zelebriert die Nudelmesse jeden Freitag in einem zur Kapelle umfunktionierten Stall auf seinem Privatgrundstück. Seine Religion gleicht einem Gemischtwarenladen, aus der sich jeder das herausgreifen kann, was ihm am besten gefällt. Christentum, Islam, Hedonismus.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa