Panorama

Brutal und skrupellosDrei Tote am Rande Brandenburgs

28.02.2017, 18:34 Uhr
imageVon Jürgen Wutschke
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Beamte ermitteln zum Unglück ihrer Kollegen. (Foto: dpa)

Im Osten Brandenburgs eskaliert ein Streit. Am Ende sind drei Menschen tot. Anscheinend bringt ein 24-Jähriger seine Großmutter um. Auf der Flucht überfährt er zwei Polizisten. Ein Bundesland steht unter Schock.

Müllrose und Oegeln im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree liegen zwölf Kilometer auseinander. Viel wird von hier nicht berichtet. Doch plötzlich ist die Region nahe der polnischen Grenze bundesweit bekannt. Ein 24-Jähriger überfährt vor Oegeln auf der Flucht zwei Polizisten und tötet sie dabei. Sie hinterlassen jeweils eine Familie. Jeder von ihnen ist verheiratet und hat drei Kinder. Der junge Mann wird wenig später gefasst. Er ist polizeibekannt und liegt nun im Krankenhaus. Das sind die bislang bekannten, spärlichen Fakten.

Zwölf Kilometer entfernt haben die Beamten zuvor die 79-jährige Großmutter des Mannes tot aufgefunden. Sie lag im Badezimmer. Das kleine Haus mit gelben Mauern und rotem Dach macht einen freundlichen Eindruck, ist sehr gepflegt. In den Fenstern hängen weiße Ornamente. Alles deute auf ein Tötungsverbrechen, sagt Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke. Er spricht von Streit. Das hätten Zeugen berichtet. Die sind es auch, die die Beamten alarmieren. Laut einem Passanten war es der Geburtstag der Seniorin.

Einschlägig polizeibekannt

Von Beginn an wird kein Unbekannter gesucht. Die weiteren Ermittlungen ergeben, dass der 24-Jährige polizeibekannt ist: In seiner Akte stehen Drogendelikte, Körperverletzung, Fahren ohne Führerschein sowie Diebstahl. Zeugen haben zudem von einer Freitod-Absicht des Flüchtenden gesprochen. Ferner gibt es Hinweise auf eine Verbindung nach Bayern. Die Polizei bringt deswegen ihren Hubschrauber in die Luft. Die Großfahndung läuft an.

Der Helikopter ist es auch, der den Flüchtenden entdeckt. Beamte am Boden rollen auf der Straße ein Nagelbrett aus - die Polizei nennt das Reifentöter. Die Landstraße ist an dieser Stelle von mächtigen Bäumen gesäumt. Neben der Fahrbahn verläuft ein Radweg - abgetrennt durch einen Grünstreifen. Doch der Flüchtende verlässt mit dem Pkw die Straße und fährt auf den Radweg. Dort stehen die Polizisten - zwei diensterfahrene Beamte, Polizisten, die seit Mitte beziehungsweise Ende der 90er Jahre im Dienst sind.

Ende im Schilf

Mehrfach sprechen Innenminister und Polizeipräsident von der hohen Geschwindigkeit des Wagens. Mörke berichtet von erschütternden Bildern. Die Tat nennt er brutal und skrupellos. Beide Polizisten seien sofort tot gewesen. Zuletzt kam 1995 in Brandenburg ein Beamter im Dienst ums Leben. "Es handelt sich um den schwersten derartigen Vorfall in der Geschichte der Polizei unseres Landes seit 1990", sagt Innenminister Karl-Heinz Schröter. Auf Twitter kondolieren etliche andere Landespolizeien.

Rund 180 Menschen leben in Oegeln. "Der schien, als wenn er voll unter Stoff stehen würde", zitiert dpa einen Anwohner. Nachdem er die Polizisten überfahren hat, flüchtet er zu Fuß. Der Anwohner berichtet, dass der 24-Jährige dann ein anderes Auto gekapert und damit seinen eigenen Wagen gerammt habe. Mit Vollgas sei er weiter geflüchtet - bis in ein nahes Schilfgebiet. Bei drei weiteren Unfällen bleibt es bei Blechschäden. Dann können Beamte ihn endlich festnehmen. Der 24-Jährige kommt mit Verletzungen ins Krankenhaus. Er ist derzeit nicht vernehmungsfähig. Polizeipräsident Mörke sagt: "Zum Glück haben wir ihn stellen können." Das Innenministerium ordnet Trauerbeflaggung an.

Quelle: mit dpa

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