Panorama

Brennender Frachter vor HelgolandDüngemittelwolke zieht bis Bremerhaven

27.05.2015, 00:39 Uhr
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Havarieexperten beobachten den Frachter aus der Distanz: Die "Purple Beach" liegt verlassen in der Deutschen Bucht vor Helgoland. Das Bild wurde am Dienstag aufgenommen, als die Rauchwolke noch nicht zu sehen war. (Foto: Foto: Havariekommando / dpa)

Die Lage an Bord des Frachters "Purple Beach" vor Helgoland ist außer Kontrolle. Die Rettungsmannschaften haben sich wegen Explosionsgefahr zurückgezogen. Rauch zieht schon bis in die Städte auf dem Festland.

Durch den westlich von Helgoland in Brand geratenen Düngemittel-Frachter "Purple Beach" hat sich eine Rauchwolke gebildet, die bis nach Bremerhaven und Cuxhaven gezogen ist. Mehrere Einwohner hätten in der Nacht bei der Polizei angerufen und einen komischen Geruch in der Luft gemeldet, sagte der Sprecher des Havariekommandos, Michael Friedrich.

Beide Städte liegen mehr als 50 Kilometer von dem inzwischen verlassenen Frachter entfernt. Gefahr durch die Wolke besteht Friedrich zufolge nicht. Wegen des unangenehmen Geruchs wurden die Bewohner aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Überwachungsflugzeuge des Havariekommandos versuchen derzeit, die Wolke mit Sprühwasser zurückzudrängen.

Unfallmanager auf See

"Das Havariekommando ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer. Es hat am 1. Januar 2003 seinen Dienst aufgenommen und gewährleistet ein gemeinsames Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee. Das Havariekommando bündelt die Verantwortung für die Planung, Vorbereitung, Übung und Durchführung von Maßnahmen zur Verletztenversorgung, zur Schadstoffunfallbekämpfung, zur Brandbekämpfung, zur Hilfeleistung und zur Gefahrenabwehr bezogenen Bergung bei komplexen Schadenslagen auf See sowie einer strukturierten Öffentlichkeitsarbeit." (Quelle: Havariekommando.de)

Nach Einschätzung Friedrichs könnte die "Purple Beach", die derzeit 30 Kilomter vor Helgoland liegt, nach wie vor explodieren. Mehrere Rettungsschiffe seien derzeit in sicherem Abstand zu dem Frachter auf See. Sie würden mit speziellen Sensoren messen, ob bestimmte Schadstoffe in der Luft sind. "Noch besteht keine Gefahr für die Umwelt", sagte Friedrich. Das würde sich allerdings ändern, sollte der Frachter explodieren oder anderweitig Dünger ins Meer geraten.

Brandbekämpfer im Krankenhaus

Das Havariekommando übernimmt als gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer die Einsatzleitung bei schweren Unglücken auf See. Die Besatzung der "Purple Beach" hatte am Montagabend Rauchentwicklung in einem der Laderäume des 192 Meter langen Schiffs bemerkt. Anschließend hatten sie den Laderaum mit Kohlendioxid geflutet, um das Feuer zu löschen.

Weil bei anschließenden Messungen bereits Schadstoffe in der Luft festgestellt wurden, waren die 22-köpfige Crew und ein Brandbekämpfungsteam danach zu Untersuchungen in Krankenhäuser geflogen worden - insgesamt 36 Menschen. Schwer verletzt sei allerdings niemand, sagte Friedrich.

"Wissen nicht, was passiert"

Die Messung der sogenannten Analytischen Task Force habe ergeben, dass die Situation auf dem havarierten Schiff keinen weiteren Personaleinsatz zulasse, erläuterte das Havariekommando. "Wir haben seeseitig und in der Luft einen Sicherheitsradius von fünf Kilometern um das Schiff eingerichtet, da wir chemische Reaktionen wie etwa Explosionen nicht ausschließen können", hieß es..

An der Außenhaut des Schiffs betrug die Temperatur zeitweise 45 Grad. "Man kann daraus aber nur wenige Schlüsse auf die Innentemperatur ziehen", sagte Friedrich. Die Ursache sei weiterhin unklar. "Wir wissen nicht, was im Laderaum passiert." Weiterhin seien keine Menschen an Bord.

Das Schiff fährt unter der Flagge der Marshallinseln und liegt derzeit etwa 30 Kilometer westlich von Helgoland. Bis nach Langeoog sind es Luftlinie knapp 35 Kilometer. Der berühmte Leuchtturm "Roter Sand" an der Einfahrt zur Außenweser liegt rund 45 Kilometer im Südosten.

Quelle: ntv.de, mmo,mbo/dpa

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