Panorama

"Horrorversion für alle Beteiligten" Eizelle vertauscht

Pro Jahr werden in Deutschland rund 80.000 befruchtete Eizellen verpflanzt.

Pro Jahr werden in Deutschland rund 80.000 befruchtete Eizellen verpflanzt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Kind sollte ihr Eheglück perfekt machen, doch die Beziehung zerbricht. Das Kind ist rothaarig, der Vater hat dunkle Haare. Er misstraut seiner Frau und fordert einen Vaterschaftstest. Was dann passiert, können beide Elternteile nicht fassen.

Die Verwechslung einer Eizelle wird rund acht Jahre nach einer künstlichen Befruchtung zum Fall für die Justiz. Einer Mutter aus Hessen wurde offenbar die falsche befruchtete Eizelle eingesetzt, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Weder der Vater noch die Mutter seien die biologischen Eltern des Kindes, das inzwischen im Grundschulalter ist.

Weil die 38-Jährige den Fall jetzt in dem Bericht öffentlich machte, werfen ihr die Anwälte des betroffenen Reproduktionszentrums in Jena Erpressung vor. Sie sollen dies bei der Staatsanwaltschaft Gera angezeigt haben. Deren Sprecherin konnte dies bislang "weder bestätigen noch dementieren". Möglicherweise sei die Anzeige noch unterwegs, fügte sie hinzu.

Dem Bericht zufolge war der Fehler bekannt geworden, nachdem sich das Paar getrennt und der vermeintliche Vater einen Vaterschaftstest veranlasst hatte. Das Kind war 2006 gesund zur Welt gekommen, hatte rötliche Haare und blasse Haut. Die Mutter und ihr Partner hatten hingegen beide dunkle Haare.

Verwechslung der Samen gab es schon

Auf der Grundlage der genetischen Analyse forderte der Anwalt der Frau Schadenersatz von dem Institut. Laut "Spiegel" soll sie 20.000 Euro sowie die Zusicherung erhalten haben, Unterhaltsleistungen so lange wie nötig zu übernehmen. Damit sollten alle "Ansprüche für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" abgegolten sein. Außerdem habe sich die Mutter zur Verschwiegenheit über den Fall verpflichten sollen. Das lehnte sie aber ab. Das betroffene Institut war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Man wolle sich aber in Kürze dazu äußern, hieß es in einer schriftlichen Mitteilung.

Dem Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren in Deutschland ist ein solcher Fall bislang nicht bekannt. Jährlich setzen Mediziner allein in Deutschland rund 80.000 Mal befruchtete Eizellen in die Gebärmutter von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch. Zwar habe es schon einmal eine Verwechslung der Samen für die künstliche Befruchtung gegeben, sagte der Vorsitzende Ulrich Hilland. Im aktuellen Fall müsse aber die befruchtete Eizelle eines anderen Paares vertauscht worden sein. "Das ist eine Horrorversion für alle Beteiligten", sagte er.

Leider seien solche Fehler grundsätzlich immer möglich. Es gebe bei der Reproduktionsmedizin Standardanweisungen, nach denen gearbeitet werden müsse. Vermutlich sei in dem aktuellen Fall ein falscher Embryo übertragen, Schalen oder die Namen der Eltern vertauscht worden, sagte Hilland.

Quelle: ntv.de, dpa

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