Panorama

Abpumpen verzögert sich Fünftes deutsches Opfer bestätigt

Das Brückenschiff "Pontone Meloria" musste sich mittlerweile von der "Costa Concordia" lösen.

Das Brückenschiff "Pontone Meloria" musste sich mittlerweile von der "Costa Concordia" lösen.

(Foto: dpa)

Eigentlich soll eine Spezialfirma heute damit beginnen, den Treibstoff aus den Tanks der gekenterten "Costa Concordia" vor der Insel Giglio zu pumpen. Doch schlechtes Wetter macht den Experten zunächst einen Strich durch die Rechnung. Die Bergungstaucher dagegen arbeiten weiter. Zudem wird ein fünftes deutsches Todesopfer bestätigt.

Taucher haben ein weiteres Opfer in dem gekenterten Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" gefunden. Sie stießen im überfluteten Bereich des sechsten Decks auf die Leiche einer Frau, teilte der Krisenstab auf der Insel Giglio mit. Damit sind nach der Havarie vor zwei Wochen bislang 17 Tote geborgen worden. Außerdem bestätigte das Auswärtige Amt in Berlin ein fünftes deutsches Todesopfer der Schiffskatastrophe. Wie eine Sprecherin mitteilte, könnten derzeit aber noch keine weiteren Angaben zu dem Opfer gemacht werden. Italienische Behörden berichteten bereits von einem sechsten deutschen Todesopfer. Das bestätigte das Auswärtige Amt allerdings nicht. Die Sprecherin sagte, sieben Deutsche würden noch vermisst.

Schlechtes Wetter und raue See behinderten die letzten Vorbereitungen für das Abpumpen des Öls. An Bord des Wracks befinden sich noch 2400 Tonnen Treibstoff, die das Meeresschutzgebiet rund um die Toskana-Insel zu verschmutzen drohen. Wie der Krisenstab mitteilte, wurde das von der Bergungsfirma Smit eingesetzte Brückenschiff "Pontone Meloria" am Morgen von dem Kreuzfahrtschiff getrennt. Dies sei aus Sicherheitsgründen geschehen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

Die Vorbereitungen sollten erst dann wieder aufgenommen werden, wenn sich das Wetter beruhigt habe. Smit wollte eigentlich am Samstag mit dem Abpumpen  beginnen. Nun können sich die Arbeiten noch bis Mitte nächster Woche verzögern, sagte der Smit-Sprecher der Martijn Schuttevaer.

Derweil kommen die angekündigten Klagen gegen die Veranstalter der Kreuzfahrt im Mittelmeer in Gang. Sechs Passagiere reichten in den USA Klage gegen die Eignerfirma Carnival ein. Die Kläger aus Florida, New York und Italien fordern insgesamt 460 Millionen Dollar (fast 348 Millionen Euro) Schadenersatz, wie ihr Anwalt Marc Bern. Die Klageschrift wurde in Miami im US-Bundesstaat Florida eingereicht, weil Carnival dort ihren Sitz hat.

Kläger fühlten sich von Schettino "verlassen"

Eine erste Sammelklage im Namen aller Besatzungsmitglieder und Passagiere war kurz zuvor ebenfalls in den USA eingereicht worden. Sie richtet sich gegen Carnival und ihre italienische Tochterfirma Costa Crociere. Der in Peru wohnhafte Gary Lobaton wirft Carnival vor, die Menschen an Bord nicht rechtzeitig gewarnt zu haben.

Lobaton zählte zu den mehr als eintausend Besatzungsmitgliedern der "Costa Concordia". Die Schadenersatzklage wurde im Namen Lobatons und aller anderen Besatzungsmitglieder und Passagiere in Chicago eingereicht, die sich während der Katastrophe an Bord befanden. In der Klageschrift heißt es, die Reisenden seien vom Kapitän Francesco Schettino "verlassen" worden.

Pauschale Entschädigung soll Schaden begrenzen

Auch mehrere deutsche Passagiere planen eine Klage. Der Anwalt Hans Reinhardt aus dem nordrhein-westfälischen Marl sagte der "Bild"-Zeitung, er vertrete 15 Mandanten. Dabei gehe es um Schadenersatz- und Schmerzensgeldforderungen von rund 122.000 Euro für Überlebende sowie etwa 762.000 Euro bei den Todesopfern. Ein Rechtsstreit in den USA kann bei solchen Fällen lukrativ sein, weil im dortigen Rechtssystem sehr viel höhere Schadenersatzzahlungen erstritten werden können als in Europa.

Die Reederei will indessen die Überlebenden des Unglücks pauschal entschädigen. Costa Crociere einigte sich mit Vertretern der Urlauber darauf, dass jeder Passagier 11.000 Euro Schadenersatz plus 3000 Euro für die Reisekosten erhalten soll. Wie die italienische Verbraucherschutzorganisation Adoc mitteilte, gilt dies für rund 3000 der 3200 Passagiere aus 60 Ländern. Die Hinterbliebenen der Opfer und die Verletzten sollen demnach gesondert entschädigt werden. "Wir schätzen, dass rund 85 Prozent (der Passagiere) der Einigung zustimmen", teilte Adoc mit.

Quelle: ntv.de, AFP

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