Panorama

Tausende Menschen evakuiert Feuer legt Moskauer Metro lahm

Tausende Menschen mussten im morgendlichen Berufsverkehr in Sicherheit gebracht werden.

Tausende Menschen mussten im morgendlichen Berufsverkehr in Sicherheit gebracht werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Kabelbrand auf Moskaus ältester Metrolinie führt zur Evakuierung von rund 4500 Fahrgästen und legt mehrere Stationen in der Millionenstadt stundenlang lahm. Viele Menschen tragen durch die starke Rauchentwicklung Verletzungen davon, einige werden auf die Intensivstation geliefert.

Metro-Station "Arbatskaja" in Moskau. Die aufwändig gestalteten Bahnhöfe werden auch "Paläste für das Volk" genannt.

Metro-Station "Arbatskaja" in Moskau. Die aufwändig gestalteten Bahnhöfe werden auch "Paläste für das Volk" genannt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Beim Brand eines Hochspannungskabels in der Moskauer Metro sind mitten im morgendlichen Berufsverkehr über 60 Menschen verletzt worden. 15 Fahrgäste wurden mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert, drei Frauen sogar auf die Intensivstation gebracht. Insgesamt rund 4500 Fahrgäste mussten binnen kürzester Zeit aus der U-Bahn herausgeführt werden, teilte der Zivilschutz mit. Ärzte und Psychologen halfen vor Ort den Passagieren.

"Der Wagen begann sich mit Rauch zu füllen", berichtete der Augenzeuge Alexej Suworow in der Tageszeitung "Moskowsky Komsolez". "Nach einer Weile sagte uns der Fahrer, wir sollten uns auf den Boden setzen und feuchte Tücher vor Mund und Nase halten", fügte der Passagier hinzu, dessen Zug sich zum Zeitpunkt des Feuers in einem Tunnel befand. Fernsehsender zeigten Bilder von überfüllten und rauchverhangenen Bahnsteigen der Station Ochotny Rjad. Offensichtlich brach aber keine Panik aus, während durch Lautsprecher angesagt wurde, dass die Station aus "technischen Gründen" geschlossen werde.

Ermittlungen zufolge war das Feuer gegen 08.20 Uhr Ortszeit  (06.20 Uhr MESZ) im Tunnel der Sokolnitscheskaja- Linie zwischen den zentral gelegenen Stationen Ochotny Rjad und Lenin-Bibliothek unweit des Kreml ausgebrochen. Mehrere Stationen wurden gesperrt und der Betrieb der Linie eingestellt, nachdem sich die Bahnsteige mit dickem Qualm gefüllt hatten. Die Feuerwehr konnte den offenbar durch einen Kurzschluss verursachten Brand nach etwa 40 Minuten löschen.

Erneuter Kurzschluss nach Wiederinbetriebnahme

Wegen der stundenlangen Schließung der Station mussten tausende Pendler ihren Weg zu Fuß oder mit dem Bus fortsetzen. Pendler kritisierten, die ersatzweise zur Verfügung gestellten 40 Busse hätten bei weitem nicht ausgereicht, um die tausenden gestrandeten Passagiere weiterzubefördern. Zahlreiche Menschen mussten daher nur zu Fuß zur Arbeit gehen.

Gegen Mittag wurde der Betrieb auf den betroffenen U-Bahnlinien wieder aufgenommen. Allerdings gab es unmittelbar darauf erneut einen Kabel-Kurzschluss, der das Verkehrschaos vergrößerte. "Das Kabel begann zu schmauchen, nachdem der Strom wieder angeschaltet wurde", sagte der stellvertretende Chef der U-Bahnbetriebe, Pawel Sucharnikow. Daraufhin sei der Strom sofort wieder abgeschaltet worden. Es habe jedoch keinen weiteren Brand gegeben, teilte das Katastrophenschutzministerium mit.

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin gab eine komplette Untersuchung des Brandschutzes in Auftrag. Die 1935 eröffnete U-Bahn der russischen Hauptstadt gilt technisch als renovierungsbedürftig. Sobjanin ordnete den Sondereinsatz von Bussen als Ersatzverkehr an. Auf der gleichen Metro-Linie hatte im Jahr 2010 ein Selbstmord-Doppelanschlag 40 Todesopfer gefordert.

Die Moskauer Metro ist mit täglich bis zu neun Millionen Passagieren eine Hauptschlagader der russischen Hauptstadt. Sie zählt zu den U-Bahnsystemen mit den am tiefsten gelegenen Stationen und Tunneln weltweit und ist auch wegen der mit Ornamenten, Lenin-Porträts und Kronleuchtern verzierten Bahnhöfe berühmt, die mitunter "Paläste für das Volk" genannt werden. Die Stationen wurden etwa nach Revolutionsführer Lenin oder Marxisten sowie nach Volksdichtern wie Puschkin oder «Heldenstädten» wie dem früheren Stalingrad benannt. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie als Bunker für die Bevölkerung genutzt. Heute verkehrt die Metro mit etwa 300 Kilometern Streckenlänge in Spitzenzeiten alle 45 Sekunden.

 

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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