Panorama

Nach MigräneanfallFrau spricht mit China-Akzent

20.04.2010, 15:55 Uhr

Mit Migräneanfällen verbindet man normalerweise schreckliche Kopfschmerzen, Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit. Eine Engländerin allerdings spricht nach einer Attacke nicht mehr wie sie selbst.

Migraene
An Migräne leiden 18 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer in Westeuropa und den USA. (Foto: picture-alliance / dpa)

Nach einem schweren Migräneanfall spricht die 35-jährige Sarah Colwill aus Plymouth unfreiwillig mit vermeintlich chinesischem Akzent. Dabei habe sie niemals Chinesisch gelernt und sei auch nie nach China gereist, berichteten britische Medien.

Colwill selbst glaubt, dass sie unter dem Fremdsprachen-Akzent-Syndrom (FAS) leidet. Dabei handelt es sich um eine äußerst seltene Störung, von der weltweit erst einige Dutzend Fälle bekannt wurden. Als Folge spreche die 35-Jährige die englische Sprache nicht mehr mit dem Dialekt ihrer Heimatregion in Südwestengland, sondern in einem chinesischen klingenden Tonfall. Sie habe inzwischen mit einer Sprachtherapie begonnen.

Schlechter Scherz

Die 35-Jährige erzählte, anfangs habe sie ihre neue Aussprache noch "ganz lustig" gefunden, aber inzwischen mache sie ihr zu schaffen. Sie ärgere sich über den Klang ihrer Stimme. "Das ist nicht meine Stimme."

Colwill war nach ihrer Migräneattacke von einem Krankenwagen abgeholt worden. Die Helfer hätten ihr gesagt, dass sie sich wie eine Chinesin anhöre. Später habe sie dann vom Krankenhaus aus mit ihrer Schwiegertochter telefoniert. "Sie hat nicht erkannt, wer ich bin." Seither sei es immer wieder vorgekommen, dass bei ihren Anrufen der Gesprächspartner auflege - da er glaube, dass ihn jemand veräppeln wolle.

Das Fremdsprachen-Akzent-Syndrom (Foreign Accent Syndrome) wird von Medizinern normalerweise mit einem Schlaganfall oder einer Gehirnverletzung in Verbindung gebracht. Die Störung ist seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Durch die Erkrankung ändert sich die Sprachmelodie und ähnelt dann einem fremdländischen Akzent. Einer der ersten bekannten Fälle war der einer Frau 1941 in Norwegen. Sie hatte während des Krieges eine schwere Kopfverletzung erlitten und sprach dann plötzlich mit deutschem Akzent. Die Frau bekam damals Probleme in ihrer Gemeinde, weil sie für eine deutsche Spionin gehalten wurde.

Quelle: AFP