Panorama

Geringere Gewaltneigung Frauen laufen seltener Amok

Amokläufer sind meist jung und männlich. Dass eine Frau mittleren Alters mehrere Morde begeht, ist eher die Ausnahme. Die Gründe liegen für Psychologen auf der Hand.

Die Hemmschwelle der Frauen ist höher, dann allerdings morden sie brutal.

Die Hemmschwelle der Frauen ist höher, dann allerdings morden sie brutal.

(Foto: dpa)

Die Amokläuferin von Lörrach ist eine Ausnahme: Nur selten verüben Frauen solche massiven Bluttaten wie jene vom Sonntagabend. Psychologen sehen als Hauptgrund dafür die generell geringere Gewaltneigung von Frauen. Falls diese aber einen Amoklauf begehen, verläuft dieser ebenso brutal und mit gleicher Gewaltbereitschaft wie bei Männern.

Ein Amoklauf durch eine Frau ist zwanzig Mal seltener als durch einen Mann, sagt der Thüringer Psychologe Lothar Adler, der weltweit Amokläufe untersucht hat. Einer der Gründe dafür sei, dass Männer deutlich gewaltbereiter seien: So gebe es ähnlich viele weibliche wie männliche Diebe. Bei Morden aber sei der Täter zehnmal häufiger ein Mann als eine Frau. Ein weiterer Grund für den höheren Männeranteil bei Amokläufen sei die bei Männern stärkere Neigung zum Suizid: Hinter dem Amoklauf stecke neben dem Wunsch zu töten auch der Wunsch zu sterben, sagt Adler.

Meist Beziehungshintergrund

Nach Angaben der Darmstädter Kriminalpsychologin Justine Glaz-Ocik werden Frauen vor allem in ihrem engsten sozialen Umfeld gewalttätig. Überwiegend sei die Beziehungssituation dann der Auslöser einer Gewalttat - auch im Lörracher Fall mit vier Toten sehen die Ermittler einen Zusammenhang zwischen der Trennung der Frau von ihrem Mann und dem Amoklauf. Glaz-Ocik sagt, dass Frauen zwar deutlich später als Männer an den Punkt kommen, wo sie über das soziale Umfeld hinaus gewalttätig werden und einen Amoklauf beginnen. Wenn sie aber eine gewisse Stufe erreicht und sich zum Amoklauf entschlossen haben, "dann sind die Folgen der Gewalttat genauso verheerend wie bei Männern".

Der Auslöser für solch einen Amoklauf durch eine Frau kann nach den Worten von Glaz-Ocik das subjektive Empfinden sein, nichts mehr zu verlieren zu haben. Rache könne dann das Motiv sein oder Vergeltung für erlebtes Unrecht. Die Täter - egal ob Mann oder Frau - würden sich dann im Recht sehen. Die Umstände des Amoklaufs von Lörrach zeigten auch, dass die 41-jährige Rechtsanwältin die Tat geplant haben müsse. Besonders bei Tätern mit einem höheren Ausbildungsstand spiele der planerische Aspekt eine stärkere Rolle.

Quelle: ntv.de, AFP

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