Panorama

Mord an Nachbarsjungen Frührentner muss lebenslang in Haft

(Foto: dpa)

Wie einen "Boxsack" soll ein Mann den Sohn seiner Nachbarin malträtiert haben, bevor dieser an seinen Verletzungen stirbt. Das Landgericht Weiden verurteilt den Frührentner wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Auch die Mutter gehörte zu seinen Opfern.

Für den Mord an einem Neunjährigen in der Oberpfalz muss der Nachbar des Jungen lebenslang ins Gefängnis. Für das Landgericht Weiden war das Mordmerkmal der niederen Beweggründe erfüllt. Zudem wurde der 34-Jährige wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Der Frührentner hatte vor zwei Jahren den Jungen betreut, als die Mutter des Kindes in der Kur war. Bei der Rückkehr der Frau schlug der Angeklagte dem Jungen nach Überzeugung des Gerichts im Sommer 2014 mehrfach heftig mit der Faust auf den Kopf. "Wie auf einen Boxsack eingeschlagen", beschreibt Oberstaatsanwalt Rainer Lehner die Tat. Wenig später war der Neunjährige an Hirnblutungen gestorben.

Zu Beginn des Prozesses war der Mann noch wegen Totschlags angeklagt. Während der Beweisaufnahme wurden jedoch seine perfiden Erziehungsmethoden bekannt. "Der Angeklagte hat mit menschenverachtender Brutalität über zwei Monate hinweg dem Jungen die Hölle auf Erden bereitet", erklärte der Anklagevertreter.

Grausame Bestrafungen

Der 34-Jährige ließ den Jungen, der an der Aufmerksamkeitsstörung ADHS litt, zur Strafe für angeblich schlechtes Verhalten stundenlang in der Ecke stehen, gab ihm Strafarbeiten auf und verweigerte ihm die Mahlzeiten. Der Junge bekam keine Pausenbrote mit in die Schule und wühlte nach Aussagen von Lehrern im Müll nach Essbarem.

Die 36-jährige Mutter war im Sommer 2014 wegen Multipler Sklerose in Kur gegangen und hatte dem Mann eine Sorgerechtsvollmacht für diese Zeit erteilt. Dafür erhielt der Frührentner mehr als 6000 Euro. Dieses Geld soll er in Spielhallen und Casinos ausgegeben haben.

Rechtsanwalt Werner Buckenleib, der die Mutter als Nebenklägerin in dem Verfahren vertritt, sagt: "Die Mutter war einem Tyrannen ausgesetzt, der Kapital aus dem Jungen schlagen wollte." Mehrfach hatte sie ihren Sohn in der Obhut des Nachbarn gelassen und ihn dafür bezahlt.

Mutter mit Bratpfanne niedergeschlagen

"Er hat fleißig Geld verdient mit der Pflege des Jungen", erläutert Richter Leupold das Tatmotiv. Als die Mutter zurückkehrte schlug er diese mit einer Bratpfanne nieder, dann prügelt er auf den Jungen ein. Anschließend schickte er die Frau in ein Krankenhaus und ließ den Jungen schwer verletzt liegen, woraufhin der Neunjährige starb. Nach Angaben eines Gerichtsmediziners hätte der Junge überleben können, wenn sofort ein Notarzt gerufen worden wäre.

Später beschuldigt der 34-Jährige die Mutter. Dagegen sagt der Verteidiger des Angeklaten, Ulrich Dost-Roxin: "Wenn Maximilian der Goldesel gewesen wäre, dann gibt es doch auch kein Motiv, diesen zu töten." Er stellt die Glaubwürdigkeit der Frau infrage. "Bis zur Abreise hat die Mutter meinen Mandanten positiv beurteilt, bei der Rückkehr wurde er als Monster dargestellt."

Weil sie der Nachbar "massivst beeinflusst" habe, hatte die Mutter weder die Polizei noch den Notarzt alarmiert, obwohl sie die Schläge gegen ihr Kind mitbekam, erklärte die Frau während des Prozesses. Als Druckmittel verwendete der Mann Betrügereien mit dem Pflegegeld, an denen die 36-Jährige auch mitgewirkt hatte. "Wenn ich brenne, dann brennst du auch", soll der Nachbar zu ihr gesagt haben. Die Schwurgerichtskammer glaubte der Frau und sprach von einem Terrorregime, welches der Angeklagte ausgeübt habe.

Quelle: ntv.de, lsc/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen