Saufen wieder drinnen erlaubtHofbräukeller hebt Burschen-Bann auf

Der Chef des berühmten Münchner Wirtshauses erklärt studentischen Verbindungen erst: Ab sofort müsst ihr draußen saufen! "Rechtes Pack" wolle er nicht. Nun ändert er seine Strategie.
Die Begründung ließ an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Die "erheblichen Probleme" mit einzelnen Studentenvereinigungen "reichten von der Bepöbelung unseres Personals und unserer Gäste, über die Beschädigung unseres Inventares bis hin zu lautstarkem Gesang rechtsradikaler Lieder", verkündeten die Betreiber des Münchner Hofbräukellers, die Familie Steinberg. Die Schankstube sei immer ein "weltoffenes und gastfreundliches Restaurant" gewesen. "Das wird auch so bleiben!". Um durchzusetzen, dass "rechtes Pack", wie es Junior-Chef Friedrich "Ricky" Steinberg formulierte, den Hofbräukeller nicht mehr betritt, endete die Erklärung mit dem Satz: "Deshalb behalten wir uns bis auf Weiteres vor, Reservierungen studentischer Vereinigungen äußerst restriktiv zu behandeln." Mit anderen Worten: Ihr müsst draußen saufen!
Ein Satz reicht heutzutage aus, einen Shitstorm zu verursachen. Exakt das erlebten die Steinbergs. Bei Facebook brach ein Sturm der Entrüstung los. In den sozialen Medien machte die Frage die Runde, was Franz Josef Strauß, der 2005 seliggesprochene Geistliche Clemens August Graf von Galen, der die Nazi-Ideologie vom "lebensunwerten Leben" verteufelte, und Papst Benedict XVI. gemeinsam hätten? Sie würden im Hofbräukeller nicht bedient, lautete die Antwort. Alle drei Genannten waren in jungen Jahren Mitglieder katholischer Studentenverbindungen.
Als der Hofbräukeller – übrigens nicht zu verwechseln mit dem Hofbräuhaus - der Ankündigung die erste konkrete Tat folgen ließ und der Katholischen Süddeutschen Studentenverbindung Alemannia eine Abfuhr erteilte, bekamen die Steinbergs den Zorn der Ausgesperrten und ihrer Sympathisanten zu spüren. Bei Facebook und in Bewertungsportalen sank die Zufriedenheit der Kundschaft urplötzlich rapide. Schnell kamen einige Tausend Ein-Stern-Bewertungen zusammen. Steinberg klagte über eine "regelrechte Hetzkampagne".
Dem Wirt schwante: "Es ist schon klar, dass das nicht plötzlich Gäste sind, die mit dem Service unzufrieden sind." Aber eben auch, dass es wohl ein Fehler gewesen sein könnte, sämtliche Studentenvereinigungen pauschal abzuweisen. Als Konsequenz traf sich Friedrich nun zu einem "sehr konstruktiven Gespräch" mit Vertretern der Alemannia. Und siehe da: Der Bann wurde aufgehoben.
Als befänden sie sich auf diplomatischen Terrain, gaben der Wirt des Hofbräukellers und ein gewisser Jakob Schmidkonz von der Alemannia im Anschluss eine gemeinsame Presseerklärung heraus, in der der Friede-Freude-Eierkuchen-Beschluss quasi offiziell verkündet wird. Die Alemannia wies Verantwortung für die Entrüstungswelle zurück: "Wir haben diesen Shitstorm gegen den Hofbräukeller nicht bewusst initiiert“, wurde Schmidkonz zitiert.
Keine Erste-Strophe-Singer
"Herr Steinberg wies darauf hin, dass es mit der Alemannia im Hofbräukeller in der Vergangenheit nie negative Vorfälle gab", hieß es darin. Und Schmidkonz sekundierte: "Die Alemannia lehnt aus ihrem katholischen Glauben heraus jegliche Form von Ausländerfeindlichkeit und rechtem Gedankengut strikt ab. Mit christlicher Nächstenliebe sind diese Ideen in keiner Weise zu vereinbaren."
Allerdings bekräftigte Steinberg, kein Auge zuzudrücken. Generell stehe das Wirtshaus studentischen Verbindungen offen. Zukünftig werde der Hofbräukeller aber Anfragen genau prüfen, wie stark rechts die jeweilige Verbindung politisch tickt. "Ich habe in meinem Lokal keinen Platz für braune Schafe." Die Hausverbote für drei Burschenschaften existieren weiter. Auch wenn die ersten beiden Strophen des Deutschlandliedes nicht rechtsradikal und verboten seien, wolle er sie "auf Grund der negativen Außenwirkung hier nicht hören".
Das Ende vom Lied ist, dass sich nun wieder fast alle lieb haben. Auf Facebook verkündete eine ganze Reihe von Usern, ihre negativen Bewertungen zurückzunehmen. Einer schreibt: "Hauptsache, braunes Gesindel und Erste-Strophe-Singer (bzw. -Gröler), Pegidaner und andere Hetzer bleiben draußen. Gut gemacht, Herr Steinberg!" Ein anderer vermerkt allerdings: "Deswegen schmeckts trotzdem wie bei Omma unter'm Arm."
Anmerkung der Redaktion:
In einer früheren Version des Artikels war das Zitat "Wir haben diesen Shitstorm gegen den Hofbräukeller nicht bewusst initiiert" falsch zugeordnet. Es stammt nicht von Herrn Steinberg. Die damit verbundene Schlussfolgerung "Obendrein geriet das berühmte Etablissement in der bayerischen Landeshauptstadt unter PR-Verdacht in eigener Sache" war falsch. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.