Nach dem schrecklichen Beben auf Sumatra Tausende Tote möglich
01.10.2009, 15:52 Uhr
Ein zerstörtes Gebäude in Padang.
(Foto: AP)
Trümmer und Tote, so weit das Auge reicht: Das schwere Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra hat wahrscheinlich tausende Menschenleben gefordert. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen kamen mindestens 1100 Menschen ums Leben.
UN-Nothilfekoordinator John Holmes sagte in New York, es sei zu befürchten, dass die Zahl der Opfer noch weiter steige. Mindestens 500 Gebäude seien eingestürzt.
Die Behörden in Indonesien gaben die Zahl der Toten mit 770 an. Hunderte, vielleicht tausende werden aber allein in der 900.000-Einwohner-Stadt Padang noch unter den Trümmern vermutet. Armee und Polizei sind mit Baggern und Presslufthämmern im Einsatz, um Schutt beiseite zu räumen. Helfer graben mit bloßen Händen nach Überlebenden.
"Wie nach einem Atombombenabwurf"
"Es sieht aus, als hätte jemand eine Atombombe hinter den Bergen abgeworfen" - so beschrieb es ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes, der das Erdbebengebiet in einem Helikopter überflog. "Das Gebiet ist riesig, einige Gegenden sind völlig abgelegen", berichtete Bob McKerrow, der Delegationschef der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Indonesien, im Gespräch mit der BBC. "Leichen liegen auf dem Boden, und Menschen laufen orientierungslos herum. Es sind die schlimmsten Zerstörungen, die unsere Mitarbeiter in den vergangenen 15 Jahren in Indonesien gesehen haben."
Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari schloss nicht aus, dass die Folgen schlimmer sein könnten als beim Beben vor drei Jahren auf Java. Damals waren in Yogyakarta 5800 Menschen umgekommen und 150.000 Häuser zerstört worden.
Präsident Susilo Bambang Yudhoyono machte sich in Padang selbst ein Bild von der Zerstörung. "Wir dürfen das Desaster nicht unterschätzen", sagte er. Zehntausende Menschen wurden durch das Beben obdachlos. Die Regierung stellte zunächst etwa 26 Millionen Dollar (etwa 18 Millionen Euro) für erste Hilfsmaßnahmen zur Verfügung.
Panik bei Nachbeben
Die Infrastruktur sei schwer beschädigt, berichteten Augenzeugen: Zufahrtsstraßen wurden durch Erdrutsche verschüttet und sind unpassierbar, Brücken beschädigt und Abwasserkanäle und Wasserleitungen kaputt. Tausende Menschen verbrachten die Nacht im Freien, aus Angst vor Nachbeben. Eines erschütterte die Region am Donnerstagmorgen. Die Erdbebenwarte registrierte die Stärke 7. Das Epizentrum lag aber weiter südlich und verursachte keine weiteren Schäden. "Es brach Panik aus, aber das gestrige Beben war stärker", sagte Romi Suwanto, Sprecher der Verwaltung in Kerinci.
In Padang liefen die Rettungsarbeiten auf Hochtouren. Hunderte Soldaten und Polizisten waren im Einsatz, hunderte Häuser zerstört. Aus einem dreistöckigen Schulgebäude zogen sie mehrere Leichen. Der Sender TV One zeigte ein anderes eingestürztes Schulgebäude. In den Räumen wurden bis zu 60 Schüler vermutet, hieß es. Zunächst war von um die 40 die Rede gewesen. Davor standen schockierte Eltern: "Ich bleibe hier, bis sie meine Tochter gefunden haben", sagte eine Frau weinend. Die 13-Jährige war am Mittwoch nicht nach Hause gekommen.
Klinik schwer beschädigt
Vor laufenden Fernsehkameras zogen Helfer andernorts eine schwer verletzte Frau unter einem Betonpfeiler hervor. Im eingestürzten Ambacang-Hotel wurden nach Angaben eines Hilfsdienstes noch bis zu 200 verschüttete Gäste vermutet. Auch Krankenhäuser waren schwer beschädigt. An der größten Klinik waren obere Stockwerke eingestürzt. Die Ärzte mussten Verletzte in notdürftig aufgebauten Zelten versorgen. Auf deren Böden lagen blutige Lappen, gebrauchte Spritzen und immer wieder Schlamm vom heftigen Regen draußen.
Die Zentralregierung schickte zwei Transportflugzeuge mit Zelten, Medikamenten und Hilfspaketen aus Jakarta. Auch zahlreiche Hilfsorganisationen engagierten sich. Das Rote Kreuz hat mehrere hundert Mitarbeiter mobilisiert. Zahlreiche Mitgliedsorganisationen der "Aktion Deutschland Hilft" - hier der Link auf die Spendenseite des Bündnisses - sind unterwegs ins Katastrophengebiet. Die deutsche Bundesregierung stellte eine Million Euro Soforthilfe für die Opfer zur Verfügung. Das Geld soll nach Angaben des Auswärtigen Amtes für Notunterkünfte, Nahrungsmittel und Trinkwasser verwendet werden. Nach Absprache mit dem Innenministerium soll auch ein Krisenteam des Technischen Hilfswerks (THW) in das Gebiet entsandt werden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP