Als Fehlalarm abgetanJVA-Personal ignorierte Ausbruch

Zwei Häftlingen gelingt ein spektakulärer Ausbruch aus einem Berliner Gefängnis. Der Justizsenator macht das Personal verantwortlich und leitet Disziplinarverfahren ein. Denn der Ausbruch war auf einem Bildschirm der Alarmzentrale zu sehen.
Nach dem filmreifen Ausbruch zweier Häftlinge aus dem Berliner Gefängnis Moabit sieht Justizsenator Thomas Heilmann Fehler beim Personal. Gegen Mitarbeiter in der Alarmzentrale sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, sagte der CDU-Politiker. Auf einem Bildschirm hätte man die Flucht in der Nacht zum Montag erkennen können. Das sei aber als Fehlalarm weggedrückt worden.
Einen Anlass für persönliche Konsequenzen sah der Senator jedoch nicht: "Rücktritt ist kein Thema." Die Häftlinge hatten Gitterstäbe in ihren getrennten Zellen aufgesägt, sich mit Bettlaken abgeseilt sowie eine meterhohe Mauer und einen Drahtzaun überwunden. Es war die erste gelungene Flucht aus dem riesigen Untersuchungsgefängnis seit rund 15 Jahren. Noch in dieser Woche soll eine unabhängige Untersuchungskommission mit dem Aufarbeiten des Falls beginnen.
Hat jemand nachgeholfen?
Zudem könnten die Flüchtigen doch Helfer gehabt haben. "Es besteht der nachhaltige Verdacht, dass dem Zufall nachgeholfen wurde", bemerkte Heilmann. So war der Stacheldraht nach Bauarbeiten nicht wieder fest verankert worden. Es sei aber auch denkbar, dass dies ein Versehen war. Es wurde dennoch eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Fluchthilfe gestellt. Für die Bevölkerung bestehe aber keine unmittelbare Gefahr, betont Heilmann. Die Suche nach dem Duo laufe auf Hochtouren. Die Identität der Straftäter wurde nicht öffentlich gemacht - die Staatsanwaltschaft nannte dafür "fahndungstaktische Gründe". Einer der Geflohenen soll ein mutmaßlicher Mörder sein.
Unterdessen bemängelte der Bund der Strafvollzugsbediensteten die personelle Unterbesetzung in Berliner Strafanstalten. Gerade nachts und am Wochenende seien zu wenige Beamte im Einsatz. Justizsenator Heilmann hingegen wies diese Vorwürfe zurück. Es sei ausreichend Personal "im Rahmen der Vorschriften" da gewesen.