Studie bestätigt Hilfsbereitschaft Jeder Zehnte hilft Flüchtlingen
21.12.2015, 16:20 Uhr
Ob Deutschunterricht, Sport oder der Gang zur Behörde: Es gibt viele Möglichkeiten, sich für Neuankömmlinge zu engagieren.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Welle der Hilfsbereitschaft für ankommende Flüchtlinge macht viele stolz. Eine EKD-Studie bestätigt: Millionen helfen ehrenamtlich. Viele machen sich aber auch Sorgen, ob Gesellschaft und Politik überfordert werden.
Jeder zehnte Deutsche engagiert sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. In einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gaben Anfang November 10,9 Prozent der Befragten an, aktiv in der Flüchtlingshilfe tätig zu sein, wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtete. Damit sei das Engagement größer als in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Im Bereich Sport und körperliche Bewegung liege der Anteil der Ehrenamtlichen bei 10,1 Prozent.
Zu den Tätigkeitsbereichen der Ehrenamtlichen gehören laut der Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD etwa die Hilfe bei der Ausgabe von Kleidung und Essen, die Unterstützung eines Flüchtlingsheims in der Nähe oder die Begleitung bei Behördengängen. Auch die Aufnahme von Flüchtlingen in den eigenen vier Wänden zählt dazu - allerdings liegt der Anteil nur bei einem Prozent. Auch die Spendenbereitschaft ist recht groß. Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) erklärte, Sachspenden geleistet zu haben. Geld spendeten demnach 17 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Bürger (52 Prozent) hat zugleich "bisher noch keine Erfahrungen" mit Flüchtlingen gemacht. Bei denjenigen Befragten, die bereits Kontakt zu Flüchtlingen hatten, überwogen laut der Studie die guten Eindrücke.
Große Sorgen vor mehr Rechtsextremismus
Die größte Sorge der Deutschen im Zusammenhang mit der großen Zahl an Flüchtlingen ist der Rechtsextremismus. Dass dieser wachsen wird, glauben der Umfrage zufolge 85 Prozent der Befragten. 77 Prozent befürchten Schwierigkeiten bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. 70 Prozent denken, es komme demnächst zu staatlichen Einsparungen in anderen Bereichen. Die kompletten Ergebnisse der Studie will die EKD am Dienstag veröffentlichen.
"Die Studie zeigt, dass 2016 zum Jahr der Integration werden muss", sagte der Präsident des Diakonie-Bundesverbandes, Ulrich Lilie, der "Welt". Es gebe ein großes Engagement, eine noch größere Bereitschaft zu weiterer Hilfe sowie ein enormes Ethos, dass Deutschland Flüchtlingen helfen müsse. "Jetzt müssen wir die Voraussetzungen für das Gelingen von Engagement und Ethos schaffen", forderte Lilie.
Er mahnte zudem, damit die Deutschen weiter offen für Flüchtlinge blieben, müssten sie den Eindruck gewinnen, "dass ihre eigenen sozialen Rechte nicht beeinträchtigt werden". Bislang wisse er aber von keinem Fall, bei dem ein Deutscher einen sozialen Rechtsanspruch wegen der Flüchtlinge verlor. "Das muss so bleiben", forderte Lilie. Zudem würden ein umfangreicher sozialer Wohnungsbau sowie Investitionen in Kitas und Schulen gebraucht, "damit Deutsche nicht befürchten, für sie würden die Angebote schlechter".
Quelle: ntv.de, dka/AFP