Kürzere Schulzeit, mehr Leistungsdruck Jugendliche meiden Ehrenamt
26.04.2011, 12:17 Uhr
Weniger Jugendliche haben Zeit für ein Ehrenamt.
(Foto: picture alliance / dpa)
In zehn Jahren ist der Anteil von Jugendlichen im Ehrenamt von 37 auf 35 Prozent gesunken. Das geht aus einer Studie hervor. Als Ursacher wird unter anderem der wachsende Leistungsdruck genannt. So zeigen sich starke Unterschiede, wenn das Abitur in neun oder acht Jahren absolviert wird.
Keine Zeit für Parteien, Sportvereine und Naturschutz: Wachsender Leistungsdruck in Schule und Studium hält junge Menschen in Deutschland offensichtlich zunehmend von einem Ehrenamt ab. Das geht aus der in Gütersloh veröffentlichten Studie "Freiwilligensurvey" des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest mit dem Bundesfamilienministerium und der Bertelsmann Stiftung hervor.
Demnach sank zwischen 1999 und 2009 der Anteil der Aktiven unter den Jugendlichen von 37 auf 35 Prozent. Gründe seien das Verkürzen der Schulzeit bis zum Abitur und die Einführung des Bachelorstudiums. Mehr als 2800 Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren wurden befragt.
Der Studie zufolge sind 51 Prozent der Schüler, die in neun Jahren auf dem Gymnasium ihr Abitur machen, ehrenamtlich aktiv. Unter jenen Jugendlichen, die dafür nur acht Jahre Zeit haben, finden nur noch 31 Prozent Zeit für das Engagement in einem Verein oder andere Ehrenämter. Unter Ganztagsschülern sinkt die Quote auf 21 Prozent.
"Junge Migranten gezielt ansprechen"
Junge Ausländer würden in Deutschland laut Befragung gern mehr helfen. Demnach interessieren sich 54 Prozent der jungen Migranten für gemeinnützige Tätigkeiten, im Durchschnitt aller jungen Deutschen sind es 49 Prozent. Von den jungen Menschen mit Zuwanderergeschichte werden aber letztlich nur 22 Prozent aktiv gegenüber 35 Prozent aller Jugendlichen. "Jugendliche mit Migrationshintergrund finden keinen richtigen Zugang zu Vereinen", sagte eine Sprecherin der Stiftung. "Man muss die jungen Migranten gezielt ansprechen und Angebote schaffen."
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind Jugendliche nach wie vor besonders beim Engagement in Politik und Parteien zurückhaltend. Dagegen habe die Arbeit in Kirchen und Kindergärten in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Das Engagement komme auch den Helfern zugute, sagte die Sprecherin: "Sie wollen sich qualifizieren, dazulernen und einen besseren Zugang zum Beruf bekommen."
Quelle: ntv.de, dpa