Deutsche beklagen EHEC-Chaos Krisenmanagement mangelhaft
15.06.2011, 12:59 Uhr
Die Krisenmanager: Verbraucherschutzministerin Aigner und Gesundheitsminister Bahr.
(Foto: dapd)
Mehr als die Hälfte der Deutschen ist unzufrieden mit dem EHEC-Krisenmanagement der Bundesregierung. Besonders groß ist die Kritik an der Informationspolitik, nicht einmal ein Drittel fühlt sich angemessen aufgeklärt. Unterdessen melden die Hamburger Behörden einen weiteren Todesfall
Mehr als die Hälfte der Deutschen ist unzufrieden mit dem EHEC-Krisenmanagement der Bundesregierung. Nach einer Umfrage für den "Stern" bewerten 58 Prozent der Bürger den Umgang mit der Krise als weniger gut (35 Prozent) oder schlecht (23 Prozent). Nur 35 Prozent beurteilen das Management als "gut", vier Prozent als "sehr gut".
Besonders groß ist der Unmut über die Informationspolitik: 44 Prozent der Befragten beklagen, es habe zu viele Hinweise gegeben. 21 Prozent wiederum fühlen sich nicht gut genug unterrichtet. Nicht einmal ein Drittel (31 Prozent) der Bürger fühlt sich angemessen informiert. Zuständig für das Krisenmanagement von Seiten der Regierung sind Gesundheitsminister Daniel Bahr von der FDP sowie Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner von der CSU.
Verzicht auf Gemüse
Auf dem Höhepunkt der EHEC-Epidemie haben die meisten Bürger nach eigenen Angaben ihre Essgewohnheiten geändert. 58 Prozent erklärten in der Umfrage, sie hätten auf bestimmte Gemüsesorten verzichtet. Bei den Frauen taten das 65 Prozent, bei den Männern 50 Prozent. 40 Prozent aller Befragten gaben zudem an, sie hätten sich häufiger als sonst die Hände gewaschen.
Die EHEC-Krise hält Deutschland seit Mai in Atem. Zweifelsfrei nachgewiesen wurde der aggressive EHEC-Erreger vom Typ O 104 bislang auf Sprossen. Ausgangspunkt der Infektionswelle mit dem lebensbedrohlichen Darmkeim soll ein Sprossen-Erzeuger aus dem niedersächsischen Bienenbüttel sein.
Zwischenzeitlich hatten die Behörden auch empfohlen, Gurken, Tomaten und Blattsalate nicht roh zu essen. Am vergangenen Freitag war diese Warnung aufgehoben worden. Am Krisenmanagement von Bund und Ländern hatte es wiederholt Kritik gegeben.
Weiterer Todesfall
Unterdessen erhöhte sich die Zahl der EHEC-Toten in Hamburg auf 7. Ein 1920 geborener Mann starb an der Durchfallkrankheit, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Seit Dienstag wurden 18 neue EHEC-Fälle gemeldet. Die Erkrankungen seien aber bereits vor dem Pfingstwochenende aufgetreten. Es wurden zudem fünf weitere Fälle der schweren Verlaufsform HUS registriert. Bislang sind insgesamt 37 Menschen in Deutschland gestorben.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP