"Top Kill"-Aktion kommt Küstenwache: BP nicht ersetzbar
25.05.2010, 08:44 Uhr
Klare Botschaften an der Küste.
(Foto: dpa)
Der Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko kann nach Einschätzung der US-Küstenwache ohne den Ölkonzern BP kaum gewonnen werden. Die US-Regierung verfüge weder über das notwendige Fachwissen noch über die erforderliche technische Ausrüstung, um das lecke Bohrloch in 1500 Metern Tiefe zu schließen, sagte der Chef der Küstenwache, Thad Allen. Drohungen von Innenminister Ken Salazar, BP notfalls die Federführung in der Bekämpfung des Unglücks zu nehmen, bezeichnete Allen als "metaphorisch". "Durch wen sollte BP ersetzt werden?", fragte der Behördenchef. Er sei regelmäßig in Kontakt mit BP-Chef Tony Hayward - und dieser verstehe sehr wohl, was von ihm verlangt werde und handle auch entsprechend.
Das Öl zu entfernen - Knochenarbeit, monatelang.
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Innenminister Salazar hatte BP mit Konsequenzen gedroht, sollte es dem britischen Konzern nicht endlich gelingen, das Bohrloch zu schließen. "Wenn wir finden, dass sie nicht das tun, was sie tun sollen, werden wir sie aus dem Weg stoßen", sagte der Minister. Vor mehr als einem Monat war die von BP betriebene Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko explodiert und wenig später gesunken. Seitdem strömt kontinuierlich Öl ins Meer und verseucht die Küstengebiete mehrerer US-Bundesstaaten.
Im Kampf gegen die Ölpest ruhen die Hoffnungen jetzt auf einem neuen, beispiellosen Versuch, das Bohrloch zu stopfen. Der BP-Konzern will in Kürze beginnen, mit hohem Druck schwere Schlamm-Massen in die unablässig sprudelnde Quelle am Meeresboden zu pumpen, um sie auf diese Weise zu verschließen.
Noch nie versucht
BP-Chef Hayward räumte der von Experten "Top Kill" genannten Aktion bei einer Pressekonferenz in der Krisenregion am Montag eine "60- bis 70-prozentige" Erfolgschance ein. Man müsse jedoch "realistisch" in Betracht ziehen, dass die Aktion in 1500 Meter Tiefe noch nie versucht worden sei. Schlage sie fehl, gebe es aber noch weitere Optionen, das Bohrloch zu schließen.
Der Chef der US-Küstenwache, Thad Allen (r.), sieht keine Alternative zu BP.
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Bei dem "Top Kill"-Verfahren wird der Schlamm durch das tonnenschwere Sicherheitsventil, das auf dem Bohrloch sitzt, dem ausströmenden Öl entgegen gepumpt. Ist die Aktion erfolgreich, soll die Quelle anschließend mit Zement versiegelt werden. "Wir hoffen, es funktioniert, aber wollen nicht unrealistisch sein", sagte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano.
Hayward betonte, sein Konzern trage die volle Verantwortung für die Ölpest und ihre Folgen. "Wir werden jeden Tropfen Öl beseitigen." Er räumte ein, dass der Schutz der Ufer nicht erfolgreich gewesen sei. "Ich fühle mich schrecklich dabei", sagte er.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP