Panorama

Eigenes Kind misshandelt und getötet Lebenslang für Mord an Baby

Damit können die Beiden nicht nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden. Die Eltern hatten ihre acht Monate alte Tochter in ihrer Wohnung in Wetzlar ein halbes Jahr lang immer wieder gequält und schwer misshandelt. Das wehr- und hilflose Baby starb am 2. Mai 2008, nachdem ihm der Schädel zertrümmert worden war.

Die wegen Mordes angeklagte Mutter wird im Landgericht Limburg nach der Urteilsverkündung in Handschellen abgeführt.

Die wegen Mordes angeklagte Mutter wird im Landgericht Limburg nach der Urteilsverkündung in Handschellen abgeführt.

(Foto: dpa)

"Das Baby wurde nicht nur körperlich, sondern auch seelisch misshandelt", sagte die Vorsitzende Richterin Karin Walter in der Urteilsbegründung. Als Erklärung für das Verhalten der Eltern verwies sie auf deren unglückliche Kindheit. Sie seien daher nicht in der Lage gewesen, eine liebevolle Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen. Gemeinsam hätten die Eltern in der Nacht zum 2. Mai 2008 beschlossen, Siri zu töten. Dies sollte wie ein plötzlicher Kindstod aussehen, um die deutlich sichtbaren Spuren der monatelangen Misshandlungen zu verdecken, sagte die Richterin.

Angeklagte voll schuldfähig

Das Urteil entsprach dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung des Vaters hatte Freispruch gefordert, die der Mutter eine zeitlich befristete Gefängnisstrafe wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Psychiatrische Gutachter hatten den Angeklagten volle Schuldfähigkeit attestiert. Angesichts des monatelangen Martyriums des kleinen Mädchens seien Affekthandlungen ausgeschlossen, hatten die Psychiater vor Gericht gesagt.

Die Urteilsverkündung verzögerte sich, weil ein anonymer Hinweis auf einen Anschlag auf das Landgericht einging. Kurz vor dem geplanten Termin für das Urteil habe eine unbekannte Frau angerufen und erklärt, es sei mit einem Anschlag zu rechnen, sagte ein Gerichtssprecher. Ein Bezug zu dem Prozess um den Kindesmord habe die Unbekannte nicht hergestellt. Das Gericht sei vorsorglich geräumt worden. Die Polizei durchsuchte das Gebäude mit einem Spürhund. Es sei aber nichts gefunden worden, sagte der Sprecher.

Eigene Videos als Beweismaterial

Siris Eltern hatten die schweren Verletzungen ihres Säuglings in Videoaufnahmen festgehalten. Im Gerichtssaal waren zum Prozessauftakt Ausschnitte gezeigt worden. Sie zeigten minutenlang, wie Siri auf einem Bett liegt und weint. Immer wieder wurde sie hingesetzt und kippte um, weil sie sich nicht halten konnte. Niemand sprach mit ihr. In einer anderen Sequenz tauchte ihr blutverschmiertes Gesicht auf, aber ihre Eltern machten keine Anstalten, Siri sauberzumachen oder sie zu trösten.

Eine Obduktion von Siris Leichnam hatte neben dem Schädelbruch noch eine Vielzahl von anderen älteren Verletzungen zutage gebracht, darunter blaue Flecken und mehrere Knochenbrüche an Armen, Beinen und am Schlüsselbein - typische Folgen von Misshandlungen.

Die Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung und Körperverletzung, in diesem Fall gegen eine Mitarbeiterin des Wetzlarer Jugendamts, dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch an. Die Frau hatte die Familie zweimal in der Wohnung besucht, nachdem Nachbarn das Jugendamt informiert hatten. Sie hatte aber keine Auffälligkeiten festgestellt.

Quelle: ntv.de, dpa

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