"Kind Gottes, nimm diese Strafe"Mixa unter Prügel-Verdacht
Erstmals werden in Deutschland einem amtierenden Bischof Misshandlungen vorgeworfen. Der Augsburger Bischof Mixa soll in den 70er und 80er Jahren Heimkinder geschlagen haben. Das Bistum dementiert und bezeichnet die eidesstattlichen Versicherungen der Betroffenen als persönliche Diffamierungen. Inzwischen wird in Münster ein weiterer Priester wegen Missbrauchsverdachts suspendiert.
Der Augsburger Bischof Walter Mixa sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt. Er soll in seiner Zeit als Stadtpfarrer (1975-1996) im oberbayerischen Schrobenhausen Mädchen und Jungen wiederholt geschlagen haben.
Fünf ehemalige Heimkinder haben einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge zahlreiche Vorwürfe gegen Mixa erhoben. In eidesstattlichen Erklärungen, die der Zeitung vorliegen, behaupten die drei Frauen und zwei Männer, Mixa habe sie in den 70er und 80er Jahren im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef im bayerischen Schrobenhausen mehrmals geschlagen. Das Bistum Augsburg bezeichnete die Vorwürfe gegenüber der "SZ" als "absurd, unwahr und offenbar in der Absicht erfunden, den Bischof persönlich zu diffamieren". Mixa habe in seinen jeweiligen Wirkungsbereichen "zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche angewendet", hieß es. Das Bistum dementiere alle Anschuldigungen und behalte sich zivil- und strafrechtliche Schritte vor.
Laut "SZ" berichten die ehemaligen Heimkinder von Ohrfeigen, Fausthieben gegen den Oberarm sowie Schlägen auf das Gesäß mit Teppichklopfer und Stock. Dabei soll Mixa gesagt haben: "Kind Gottes, nimm diese Strafe", oder auch: "In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben."
"Der hat mir volle Kanne eine mitgegeben"
Die Züchtigungen sollen vorwiegend vor über 30 Jahren in einem von Nonnen geleiteten Kinderheim vorgenommen worden sein. Eine heute 47 Jahre alte Frau aus Augsburg bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass Mixa sie gezüchtigt habe. Sie sei als Mädchen von dem damaligen Stadtpfarrer in dem Kinderheim in Schrobenhausen mehrmals kräftig geschlagen worden. "Das waren Schläge mit der flachen Hand und Faust ins Gesicht." Einmal habe Mixa sie so gewaltig ins Gesicht geschlagen, dass sie in ihr Bett gefallen sei.
Ein anderes Mal sei sie als 14-Jährige mit einer Zigarette Mixa auf der Straße begegnet. Der habe ihr eine so kräftige Ohrfeige verpasst, dass ihr die Zigarette aus dem Mund gefallen sei. "Der hat mir volle Kanne eine mitgegeben", erzählte die Frau. Vier damaligen Freundinnen sei es ähnlich ergangen. "Immer wenn wir unartig waren, haben uns die Nonnen mit dem Stadtpfarrer gedroht." Auf den Einwand, Mixa bezeichne diese Angaben als unwahr und erfunden, sagte die in Augsburg lebende Frau: "Das stimmt, ich stehe dazu und werde das auch vor Gericht bestätigen."
Walter Mixa war von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer von Schrobenhausen und soll in dieser Zeit laut den Berichten der ehemaligen Heimkinder regelmäßig die Mallersdorfer Schwester besucht haben, die das Kinderheim damals leiteten.
Schläge auch von den Nonnen
Auch die Nonnen sollen die Kinder geschlagen haben - "mit Holzbesen, Holzpantoffeln und Kleiderbügeln", wie die heute 41 bis 47 Jahre alten Personen laut "SZ" berichten. Der Orden der Mallersdorfer Schwestern gab der Zeitung zufolge an, zum ersten Mal von diesen Vorwürfen zu hören, kündigte aber einen offenen Umgang damit sowie eine gemeinsame Aufarbeitung mit den Betroffenen an.
Weiterer Missbrauchsverdacht im Bistum Münster
Im Bistum Münster ist unterdessen ein weiterer Priester wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch suspendiert worden. Der Geistliche gehöre dem katholischen Orden Arnsteiner Patres an, war aber zuletzt als Seelsorger in dem Bistum Münster tätig, wie das Bistum mitteilte. Bis zur Klärung der Vorwürfe hat der Ordensobere in Lahnstein (Rheinland-Pfalz) den Pater in ein Kloster außerhalb des Bistums Münster berufen.
Im Umfeld des Bistums Münster wird bislang gegen mehr als ein Dutzend Priester ermittelt.