Panorama

Gruppen-Vergewaltigung 2012 Mörder von indischer Studentin kommt frei

Proteste nach der Gruppenvergewaltigung in Indien: Die Öffentlichkeit forderte unumwunden Höchststrafen.

Proteste nach der Gruppenvergewaltigung in Indien: Die Öffentlichkeit forderte unumwunden Höchststrafen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Tat erregt weltweites Aufsehen und führt in Indien zu Massenprotesten: Sechs Männer vergewaltigen in einem Bus eine Frau, die anschließend stirbt. Einer der Männer kommt nun wieder auf freien Fuß. Frauenrechtlerinnen wollen sich damit nicht abfinden.

Einer der Vergewaltiger und Mörder einer indischen Studentin soll nach dem Absitzen seiner Haftstrafe in wenigen Tagen entlassen werden. Ein Gericht in Neu Delhi erklärte, seine Inhaftierung könne nicht verlängert werden. Der heute 20-Jährige war zum Tatzeitpunkt noch minderjährig und hatte die Höchststrafe von drei Jahren Jugendarrest bekommen.

Sechs Männer hatten im Dezember 2012 die junge Frau Jyoti Singh Pandey in einem Bus vor den Augen ihres Freundes vergewaltigt und gefoltert. Sie starb knapp zwei Wochen später an inneren Verletzungen. Das Verbrechen löste eine nie dagewesene Protestwelle und ein weltweites Medienecho aus. Tausende junge Inder demonstrierten gegen Gewalt gegen Frauen. Sie verlangten mehr Schutzmaßnahmen für Frauen, eine schärfere Strafverfolgung und einen Mentalitätswandel der vielen indischen Männer, denen sexuelle Belästigung höchstens als Kavaliersdelikt gilt.

Die Proteste zeigten durchaus Wirkung. Sowohl das Sexualstrafrecht in Indien wurde verschärft, als auch ein Gesetz gegen Stalking eingeführt. Die öffentliche Sensibilisierung für Sexualstraftaten ist gestiegen. Ebenso ist landesweit eine rapide Zunahme der Anzeigen wegen Vergewaltigung zu verzeichnen.

Vier Angeklagten droht die Todesstrafe

Der Hauptangeklagte im folgenden Prozess wurde Anfang 2013 erhängt in seiner Gefängniszelle gefunden. Die Gefängnisverwaltung geht von einem Suizid aus.

Den vier noch lebenden, volljährigen Tätern droht der Galgen. Sie wurden 2013 von einem Gericht in Neu Delhi schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Allerdings legten die Anwälte der Angeklagten Beschwerde ein, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Auch eine Begnadigung durch den indischen Präsidenten scheint vorstellbar. Nach der Urteilsverkündung kam es im Gerichtssaal zu Tumulten.

Ein Anwalt des Opfers bezeichnete die Gerichtsentscheidung zur Freilassung des Mittäters als "Rückschlag für das gesamte Land". "Der Schrecken, dem wir vor ein paar Jahren ausgesetzt waren, wird am 20. Dezember auf unseren Straßen zurück sein", warnte Anil Soni. Die Mutter des Opfers, die am Mittwoch erstmals den Namen ihrer Tochter öffentlich gemacht hatte, kritisierte: "Wir haben nicht die Gerechtigkeit bekommen, die uns zugesichert wurde. Letztlich wird ein Krimineller frei herum laufen."

Das Sozialamt kümmere sich nach der Entlassung um den 20-Jährigen, erklärte Regierungsanwalt Anil Soni. Eine Vertreterin der staatlichen Frauenkommission kündigte an, die Freilassung vor dem höchsten Gericht noch anzufechten. Außerdem werde sie an Präsident Pranab Mukherjee schreiben. Der junge Mann sei eine Gefahr für die Gesellschaft.

Quelle: ntv.de

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