Panorama

Vergeltung an Vergewaltiger Mord bringt Vater und Sohn ins Gefängnis

Die mittlerweile Verurteilten umarmen sich im Gerichtssaal.

Die mittlerweile Verurteilten umarmen sich im Gerichtssaal.

(Foto: dpa)

Nachdem seine Schwester vergewaltigt wurde, schwört ein Teenager Rache. Sein libanesischer Vater bestärkt ihn in seinem Vorhaben. Gemeinsam ermorden sie den mutmaßlichen Täter. Jetzt wurde über die Selbstjustiz vor Gericht entschieden.

Ein 18-Jähriger und sein Vater sind in Freiburg zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Männer einen mutmaßlichen Vergewaltiger ermordet haben. Der 18-Jährige erhielt eine achtjährige Haftstrafe, sein Vater lebenslang. Es ging um einen Fall von Selbstjustiz: Der Schüler hatte zugegeben, gemeinsam mit seinem Vater den mutmaßlichen Vergewaltiger seiner Schwester auf einen Parkplatz in einen Hinterhalt gelockt und getötet zu haben.

Mit dem Lynchmord wollte die aus dem Libanon stammende Familie die durch die Vergewaltigung der Schwester beschädigte Familienehre wieder herstellen. Dies habe der Vater nicht nur nicht verhindert, sondern den Jugendlichen bestärkt und unterstützt, sagte der Vorsitzende Richter, Stefan Bürgelin, zur Urteilsbegründung. Mit den Strafmaßen folgte das Gericht den Anträgen der Staatsanwaltschaft.

Mann stirbt nach 23 Messerstichen

Da der Schüler zur Tatzeit im Juni 2014 erst 17 Jahre und damit noch nicht volljährig war, wurde er nach Jugendstrafrecht verurteilt. Ihm drohten maximal zehn Jahre Haft. Das Opfer, ein 27 Jahre alter Mann, starb am Tatort durch 23 Messerstiche in Körper, Gesicht und Hals. Die Polizei hatte nach dem mutmaßlichen Vergewaltiger in den Tagen zuvor gefahndet, konnte ihn jedoch nicht finden, weil er untergetaucht war. Die Familie, die den Mann bei der Polizei angezeigt hatte, machte sich eigenständig auf die Suche und wurde über soziale Netzwerke im Internet fündig. Unter einem Vorwand lockten Vater und Sohn den 27-Jährigen sechs Tage nach der Vergewaltigung zu einem Parkplatz bei Neuenburg am Rhein bei Freiburg nahe der Autobahn. Dort kam es zu der tödlichen Bluttat.

Vor Gericht hatten die Angeklagten die Tat zugegeben, eine Tötungsabsicht aber bestritten. Bewaffnet hatten sie sich den Angaben zufolge mit Messer, Schlagstock und Elektroschockgerät. Neben Vater und Sohn wurden zwei Komplizen, 19 Jahre und 21 Jahre alt, verurteilt. Der 21-Jährige, der das Opfer nach Überzeugung des Gerichts während der tödlichen Attacken festgehalten hatte, muss für fünf Jahre ins Gefängnis. Der 19-Jährige, der das Treffen arrangiert hatte, wurde zu zwei Jahren auf Bewährung nach Jugendstrafrecht verurteilt. Beide haben sich nach Ansicht des Gerichts der gefährlichen Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht.

Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Es kann innerhalb von einer Woche Revision eingelegt werden. Der Prozess hatte Anfang April begonnen. Die Ermittlungen wegen der Vergewaltigung waren nach dem Tod des Verdächtigen eingestellt worden.

Quelle: ntv.de, kpi/dpa

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