Panorama

Polizistenmord: Indizien und DNA-Spur Mutmaßliche Mörder schweigen

Einer der Tatverdächtigen wird dem Haftrichter vorgeführt.

Einer der Tatverdächtigen wird dem Haftrichter vorgeführt.

(Foto: dapd)

Ein Geständnis liegt offenbar noch nicht vor, doch die Ermittler im Fall des Augsburger Polizistenmords sind optimistisch, dass sie den beiden Verdächtigen die Tat nachweisen können. Es gebe viele Indizien und eine DNA-Spur, die zu einem der festgenommenen Männer führe, heißt es.

Die Ermittler verkünden im Augsburger Polizistenmord den entscheidenden Fahndungserfolg, doch die beiden Verhafteten schweigen bislang. Die Beamten sprachen allerdings von zahlreichen Indizien und einer DNA-Übereinstimmung, die den dringenden Tatverdacht gegen die beiden 56 und 58 Jahre alten Brüder untermauerten. Der hauptverdächtige jüngere Bruder sei zudem bereits wegen eines Polizistenmordes aus dem Jahr 1975 zu lebenslanger Haft verurteilt und nach 19 Jahren entlassen worden. Sein älterer Bruder hinterließ am Tatort nach Ermittlerangaben den genetischen Fingerabdruck.

Die Staatsanwaltschaft vermutet eine Verdeckungstat. "Fakt ist, die Täter waren bis an die Zähne bewaffnet", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Vermutlich hätten die beiden einen Raubüberfall geplant und fürchteten, dass die Polizisten dies aufdecken würden. Nach Ansicht der Ermittler hätten beide Männer Schüsse abgegeben, sagte Nemetz. Er gehe davon aus, dass sie mindestens drei Waffen bei sich hatten, darunter ein Schnellfeuergewehr. Nach der Verhaftung der Männer hatte die Polizei bei ihnen mehr als 20 Waffen sichergestellt.

Zwei Monate nach der Tat waren die Brüder am Donnerstag festgenommen worden. Sie sollen am 28. Oktober nach einer Verfolgungsjagd den 41 Jahre alten Polizisten Mathias Vieth erschossen und dessen Kollegin verletzt haben. Sie ist bis heute dienstunfähig.

Belohnung wird nicht ausgezahlt

"Wir sind jetzt am Anfang", sagte Klaus Bayerl, Leiter der Sonderkommission "Spickel", mit Blick auf die Beweisführung. Bisher hätten alle Beteiligten sehr konspirativ ermittelt. Die Ausgangslage sei schwierig gewesen, da von den Tätern ein gestohlenes Motorrad mit einem gestohlenen Kennzeichen benutzt worden war. Gegen den verurteilten Polizistenmörder bestand zwar von Beginn an ein Verdacht, doch die Ermittlung war schwierig: "Er hat 20 Jahre Erfahrung", gab Bayerl zu bedenken.

Das Haus in Friedberg, in dem die Polizei einen der Männer festnahm.

Das Haus in Friedberg, in dem die Polizei einen der Männer festnahm.

(Foto: dapd)

Die ausgelobte Belohnung von 100.000 Euro wird laut Staatsanwaltschaft nicht ausbezahlt. Trotz 700 Hinweisen sei die Ermittlung der Tatverdächtigen auf die Polizeiarbeit zurückzuführen. Ausschlag gaben zuletzt Beobachtungen zweier Polizisten zu dem Auto eines Münchner Geschäftsmannes nahe dem Tatort. Dieser sei zwar selbst nicht am Tatort gewesen und unverdächtig, er habe aber seit Jahren Kontakt zu einem der Männer und habe ihm häufig sein Auto geliehen. Der Tatverdacht gegen die Brüder verdichtete sich den Angaben zufolge auch durch ihr Verhalten, die Vermögensverhältnisse und schließlich durch den DNA-Treffer. Dieser beziehe sich auf den 58-jährigen älteren Bruder.

"Nie wieder auf freien Fuß kommen"

Sollte sich der Tatverdacht gegen den 56-Jährigen bereits verurteilten Polizistenmörder erhärten, dürfe er nie wieder auf freien Fuß kommen, forderten übereinstimmend Bayerns Justizministerin Beate Merk und Innenminister Joachim Herrmann. Der Augsburger Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz geht nach eigenen Worten davon aus, dass den 56-Jährigen bei einer Verurteilung "mit größter Wahrscheinlichkeit" eine lebenslange Haft, die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und Sicherungsverwahrung erwartet. Auch sein Bruder müsse mit einer lebenslangen Haft rechnen.

Ministerin Merk sprach trotz der Indizien von der noch bestehenden Unschuldsvermutung. Die CSU-Politikerin gratulierte in Augsburg den Ermittlern zur "Aufklärung eines feigen und brutalen Verbrechens". Merk äußerte sich wie Herrmann überzeugt, dass die Ermittler die Täter letztlich überführen und anklagen können. Der Innenminister von der CSU lobte die Ermittlungsarbeit. Vor neun Wochen geschah der "grausame Mord an Mathias Vieth" - er freue sich, dass die Tat nun vor der Aufklärung stehe und bedankte sich bei der Bevölkerung für Hinweise, Anteilnahme und Solidarität für die Polizisten und Angehörigen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen