Tiere in biblischem Zoo erfrorenNaher Osten versinkt im Winter-Chaos

Es schneit so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Der heftige Wintereinbruch macht dem Nahen Osten schwer zu schaffen. In Israel sterben mehrere Menschen, Zehntausende sind ohne Strom. Die Menschen kämpfen gegen Schnee und Wasser.
Der Nahe Osten steckt nach dem heftigsten Wintereinbruch seit Jahrzehnten im Chaos fest. In Israel kamen bislang bei eisigen Temperaturen und heftigen Schnee- und Regenfällen mindestens vier Menschen ums Leben, wie die Polizei mitteilte. Zehntausende Haushalte sind von der Stromversorgung abgeschnitten. Im Gazastreifen mussten tausende Menschen mit Booten aus überfluteten Häusern gerettet werden.
Im Norden Israels waren am Samstag 45 Städte und Dörfer wegen der Schneemassen vom Verkehr abgeschnitten. Die Armee setzte Panzerfahrzeuge ein, um Hilfslieferungen unter die Menschen zu bringen. Rund 200 Autofahrer mussten nachts von verschneiten Straßen geborgen werden. Der Fernsehsender Channel 2 bezifferte den entstandenen Schaden auf mehr als 60 Millionen Euro.
In Jerusalem hatte der Schnee den Verkehr schon am Freitag weitgehend lahmgelegt. Obwohl die meisten Straßen tags darauf geräumt waren, riefen die Behörden die Menschen auf, lieber zu Hause zu bleiben. Einem Jerusalemer Meteorologen zufolge bildete sich eine bis zu 60 Zentimeter hohe Schneedecke, wie es sie zuletzt Mitte des 20. Jahrhunderts gegeben hatte.
"Historische Premiere"
Im biblischen Zoo in Jerusalem sind in dem Schneechaos sieben Tiere zum Opfer gefallen. Eine vom Sturm umgeworfene Palme habe zwei Flamingos unter sich begraben, sagte Sprecherin Sigalit Herz. Außerdem seien drei Vögel und zwei junge Nabelschweine erfroren. "Sie waren noch zu klein, sie konnten die Kälte nicht vertragen." Alle großen Säugetiere - wie Giraffen, Nashörner, Tiger, Löwen und Affen - seien aber sicher in gewärmten Häusern, sagte sie.
Laut dem Stromversorger IEC waren am Samstag landesweit rund 30.000 Haushalte ohne Strom, knapp ein Drittel davon alleine in Jerusalem. Die beiden Autobahnen, die in die fast 800 Meter hoch gelegene Hauptstadt führen, waren für Pkw unpassierbar. Obwohl am Sabbat sonst keine Züge fahren, setzten die Behörden zwei Züge nach Tel Aviv und Haifa ein - eine historische Premiere. Im israelischen Flachland und an der Mittelmeerküste fiel zwar kein Schnee, dort führten jedoch heftige Regenfälle zu Überschwemmungen.
"Wasser, soweit das Auge reicht"
Auch das palästinensische Westjordanland und die Städte Ramallah und Bethlehem lagen unter einer weißen Schneedecke. Viele Straßen waren gesperrt, zahlreiche Haushalte tagelang ohne Strom. Nach Angaben von Meteorologen wurde in dieser Region sogar der stärkste Schneefall seit 1879 gemessen.
Der Gazastreifen glich "einem Katastrophengebiet", wie das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge mitteilte. Überall sei "Wasser, soweit das Auge reicht". 4000 UN-Helfer kämpften gegen die Wassermassen und brachten hunderte Familien in Sicherheit. Sicherheitskräfte der regierenden Hamas holten mit Booten mehr als 5000 Menschen aus überfluteten Häusern. Inzwischen ging der Wasserspiegel zwar wieder zurück, doch viele Bewohner saßen nach wie vor fest. Die Regierung schätzte den Schaden auf gut 45 Millionen Euro.
Nachdem Israel schon am Freitag das Embargo auf Gaslieferungen in den Gazastreifen gelockert hatte, nahm es nun auch den Treibstofftransport für das einzige Elektrizitätskraftwerk in dem abgeschotteten Küstengebiet wieder auf, wie ein palästinensischer Regierungsvertreter erklärte.
Auch in Jordanien waren zahlreiche Straßen gesperrt. Am Flughafen der Hauptstadt Amman fielen zahlreiche Flüge aus oder hatten Verspätung. Fast 2800 Menschen mussten von den Behörden aus eingeschneiten oder überfluteten Autos und Häusern gerettet werden.