Hebamme im philippinischen Katastrophengebiet Nimfa Inopiquez kämpft um neues Leben
13.11.2013, 20:38 Uhr
Der Tod ist überall im Katastrophengebiet auf den Philippinen - aber neues Leben auch. Die 46-jährige Hebamme Nimfa Inopiquez ist so etwas wie eine Heldin. Sie hilft werdenden Müttern bei der Geburt. Acht Kinder hat sie seit dem Taifun schon auf die Welt geholt.
Die Patientin braucht einen Kaiserschnitt, jetzt muss es schnell gehen. Nimfa Inopiquez ruft ihren Kollegen, er soll den Transport in ein anderes Krankenhaus organisieren - egal wie. "Ich kann hier nichts für sie tun", sagt die zierliche Frau und schaut zu, wie die Hochschwangere in einer Rikscha weggefahren wird. Dann schon braucht die nächste werdende Mutter ihre Aufmerksamkeit.
Inopiquez, 46, ist Hebamme, sie arbeitet im Krankenhaus von Ormoc City auf der vom Taifun "Haiyan" verwüsteten philippinischen Insel Leyte. Sie überlebte den Taifun in ihrem Wohnheim, hinter einer Wand gekauert, in Todesangst. Die Glassplitter aus den Scheiben flogen ihr um die Ohren, als der verheerende Wirbelsturm am Freitag die Stadt erreichte, die Dächer abriss und den Strom kappte.
Ein paar Stunden später stand sie wieder auf der Entbindungsstation. Seither hat sie nahezu durchgearbeitet, von einem kurzen Besuch bei ihrer Familie abgesehen. Die hat überlebt, Gott sei Dank.
Schnittwunden, Knochenbrüche, Prellungen
Das Krankenhaus in Ormoc City ist schwer beschädigt, die Fenster kaputt, der Boden überflutet. Es gibt keinen Strom, sämtliche Betten sind vom Regen durchnässt. Ärzte und Pfleger hatten mit Schnittwunden, Knochenbrüchen und Prellungen alle Hände voll zu tun. Wunden nähen bei Kerzenlicht, Sterilisieren von Instrumenten mit Haushaltsreiniger, weil die Bestände der Klinik schnell zur Neige gingen. Bis heute hat das Krankenhaus keine Hilfe von außen bekommen.
Die Hebamme sorgt sich um die Mütter und Neugeborenen: "Sie liegen gleich neben den Traumapatienten, die offene Wunden haben. Ich habe Angst, dass sie sich infizieren." Sie schickt die Frauen so schnell wie möglich wieder nach Hause - wenn sie noch ein Dach über dem Kopf haben.
Mehr als acht Babys hat Inopiquez seit dem Taifun auf die Welt geholfen. Nur das erste hat es nicht geschafft. Der verheerende Wind hatte die werdende Mutter von den Beinen gerissen. Sie stürzte, dann kam sie ins Krankenhaus. "Das Baby hat es nicht überlebt", sagt Inopiquez.
Nachdem Inopiquez die Kaiserschnitt-Patientin auf den Weg geschickt hat, ruft schon die nächste Schwangere. Eine Stunde später tritt die Hebamme aus einem engen Raum, erleichtert, lächelnd. Gerade wurde ein gesunder Junge geboren. Inopiquez hofft, dass sie die Kinder eines Tages wiedersehen wird - "unter besseren, heitereren Umständen".
Quelle: ntv.de, John Grafilo, dpa