Kachelmann-Formulierung "Opfer-Abo" ist Unwort 2012
15.01.2013, 10:10 Uhr
Kachelmann hatte nach der juristischen Auseinandersetzung mit seiner früheren Freundin ein Buch geschrieben.
(Foto: REUTERS)
Nach "Döner-Morde" und "alternativlos" reiht sich "Opfer-Abo" in die Liste der Unwörter des Jahres ein. Damit hatte der Wettermoderator Kachelmann umschrieben, dass seiner Ansicht nach Frauen immer als Opfer wahrgenommen würden und deshalb bei Verleumdungen leichtes Spiel hätten.
Das "Unwort des Jahres 2012" lautet "Opfer-Abo". Das teilte die "Unwort"-Jury unter dem Vorsitz der Sprachwissenschaftlerin Nina Janich in Darmstadt mit.
Die Formulierung hatte der ehemalige Wettermoderator Jörg Kachelmann benutzt. Der Schweizer Moderator hatte im Herbst davon gesprochen, dass Frauen in der Gesellschaft ein "Opfer-Abo" hätten. Die Jury kritisierte den Begriff dafür, dass er Frauen "pauschal und in inakzeptabler Weise" unter den Verdacht stelle, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterin zu sein.
Die Sprachforscher betonten zugleich, sie urteilten damit nicht über den Fall Kachelmann. Der Wettermoderator war im Mai 2011 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden.
Zu weiteren Unwörtern wählte die Jury "Pleite-Griechen" und "Lebensleistungsrente". Der Begriff "Pleite-Griechen" diffamiere ein ganzes Volk in "unangemessener und unqualifizierter Weise", erklärten die Sprachforscher. Das Wort "Lebensleistungsrente" sei eine "irreführende bis zynische Bezeichnung für ein Vorhaben, bei dem unter sehr restriktiven Bedingungen eine geringfügige Zusatzleistung des Staates versprochen wird".
Unter den mehr als 2200 Einsendungen war "Schlecker-Frauen" am häufigsten vorgeschlagen worden, ein Begriff aus der Krise der Drogeriemarktkette Schlecker. Auf Platz zwei bei den Vorschlägen landete die Bezeichnung "Anschlussverwendung", auf Rang drei der Begriff "moderne Tierhaltung".
Zum "Unwort des Jahres 2011" war "Döner-Morde" gewählt worden, 2010 "alternativlos" und 2009 "betriebsratsverseucht".
Neben der unabhängigen, sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt wählt davon getrennt die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden das "Wort des Jahrs". Für 2012 wurde im Dezember der Begriff "Rettungsroutine" bekanntgegeben. Das Wort stehe für die immer wiederkehrenden Maßnahmen zur Rettung des Finanzsystems.
Quelle: ntv.de, sba/dpa