Mindestens 32 Tote in der Ukraine Opferzahlen bei Grubenunglück steigen
04.03.2015, 22:12 Uhr
Ukrainische Bergleute bei der Fahrt in den Stollen. Die Gruben im Donbass gelten als die gefährlichsten der Welt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach dem schweren Unglück in einer ukrainischen Kohlegrube in einem Stollen nahe Donezk suchen die Helfer weiter nach Überlebenden. Die Situation mitten im Bürgerkriegsgebiet ist allerdings chaotisch - und Kiews Hilfsangebote unerwünscht.
Bei einer schweren Gasexplosion in einer Kohlegrube im Krisengebiet Ostukraine sollen nach Angaben von Aufständischen mindestens 32 Bergleute ums Leben gekommen sein. Ein weiterer Arbeiter galten am Abend in der Mine Sassjadko bei Donezk noch als vermisst. Verzweifelte Angehörige versammelten sich an der Anlage und forderten Klarheit über das Schicksal ihrer Nächsten.
Die Grube liegt in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region. Die regierungstreue Gebietsverwaltung sprach am Mittwochabend sogar von 33 Toten. Allerdings hat die prowestliche Führung in Kiew keinen Zugriff auf das Bergwerk. Die Informationslage vor Ort ist wegen des Krieges zwischen Regierungstruppen und Aufständischen schwierig. Zum Zeitpunkt des Unglücks am frühen Morgen befanden sich mehr als 200 Arbeiter in den Stollen. Die meisten konnten sich retten, mindestens 16 wurden aber verletzt. Die Grubenleitung bestätigte der Deutschen Presse-Agentur das Unglück. Es soll sich in 1000 Meter Tiefe ereignet haben.
Weltweit gelten ukrainische Kohlegruben als besonders gefährlich. In der Vergangenheit gab es immer wieder schwere Explosionen mit vielen Toten. Da die Kohle in großen Tiefen abgebaut wird, bildet sich dort oft hochexplosives Grubengas. Allein in Sassjadko, einer der größten Kohleminen der Ex-Sowjetrepublik, kamen seit 1999 bei Unglücken mehr als 200 Menschen ums Leben. Wegen einer hohen Grubengaskonzentration unter Tage gehört sie zu den gefährlichsten Anlagen des Landes.
Auch um die Soforthilfe tobt eine Propagandaschlacht
Unmittelbar nach dem Unfall hatte Parlamentspräsident Wladimir Groisman in Kiew für Verwirrung gesorgt, als er von mindestens 32 Toten sprach. Die Abgeordneten legten wegen des Unglücks eine Schweigeminute ein. Sowohl der ukrainische Zivilschutz als auch die Donezker Behörden widersprachen Groisman. Später räumte der Politiker ein, dass das Schicksal der eingeschlossenen Arbeiter ungewiss sei.
Die Separatisten in Donezk kritisierten Groismans voreilige Aussage. Dutzende Menschen seien unter Tage eingeschlossen, hieß es zwischenzeitlich. "Bis die Rettungskräfte zu ihnen vordringen, ist es unethisch zu sagen, dass diese Menschen ums Leben gekommen sind", meinte Iwan Prichodko von den moskautreuen Aufständischen. Präsident Petro Poroschenko in Kiew forderte die Separatisten via Twitter auf, staatliche Retter zum Unglücksort zu lassen. Regierungschef Arseni Jazenjuk sagte, 60 Helfer seien an der Frontlinie abgewiesen worden. Die Aufständischen behaupteten, Kiew habe keine Hilfe angeboten. Hingegen habe Russland Hilfe zugesagt. Das Kohlegebiet Donbass gilt als Herz der ukrainischen Industrie.
Quelle: ntv.de, dka/dpa