Greenpeace deckt auf PFT in Alz und Trinkwasser
09.11.2006, 17:19 UhrDie Umweltschutzorganisation Greenpeace hat im Südosten Bayerns eine Verschmutzung des Wassers mit einer giftigen Chemikalie aufgedeckt. Nach ihren Recherchen ist der Fluss Alz im Landkreis Altötting mit PFT (Perfluorierte Tenside) verseucht.
Der hauptsächlich von der Textilindustrie verwendete Stoff werde aus einem Werksgelände in der Gemeinde Burgkirchen a.d. Alz in den Fluss eingeleitet, teilte Greenpeace mit. Auch das Trinkwasser im Burgkirchener Ortsteil Gendorf weise Rückstände von PFT auf. Das Bayerische Landesamt für Umwelt erklärte, die behördlich genehmigten Einleitungen blieben deutlich unter dem vorgegebenen Grenzwert.
Rund 50 Greenpeace-Aktivisten hatten am Donnerstagmorgen Abwasser aus dem Chemieunternehmen Dyneon in dem Industriepark Gendorf aufgenommen und vor laufenden Kameras auf das Werksgelände zurückgepumpt. Die Firma, eine Tochter des US-Chemiekonzerns 3M, sprach von einer widerrechtlichen Aktion. Dyneon berief sich auf einen gültigen Einleitungsbescheid des Landratsamtes Altötting für das PFT-haltige Abwasser. Die Landtags-Grünen drängten das bayerische Umweltministerium auf sofortige umfassende Aufklärung.
Die Behörden müssten die Chemikalien-Einleitung sofort stoppen, forderte Greenpeace. Nach Angaben der Organisation weisen die Wasserproben der in den Inn mündenden Alz die höchsten PFT-Werte auf, die jemals in einem deutschen Fluss gemessen wurden. Die PFT-Rückstände im Trinkwasser lägen über dem vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzwert. Nach den Worten von Greenpeace-Sprecherin Corinna Hölzel reichert sich die langlebige Chemikalie PFT über Trinkwasser und Fische auch im menschlichen Blut und in der Muttermilch an.
Dyneon hat Lizenz zum Einleiten von Gift
Das Bayerische Landesamt für Umwelt räumte ein, bei PFT handle es sich um einen Stoff, "der mit größter Aufmerksamkeit zu verfolgen ist". Dyneon verfüge aber über einen Bescheid, wonach Abwasser mit bis zu 1.000 Mikrogramm PFT-Stoffen pro Liter in die Alz eingeleitet werden können. Von einem Umweltskandal könne daher keine Rede sein, sagte der Präsident der Behörde, Albert Göttle.
Dyneon warf Greenpeace vor, die Aktivisten seien "widerrechtlich auf das Gelände des Industrieparks eingedrungen", indem sie den Werkszaun aufgeschnitten hätten. Sie hätten wichtige Sicherheitseinrichtungen im Werk außer Kraft gesetzt. Alle Messdaten bewiesen, dass es keine Gefährdung für Umwelt und Nachbarn durch das Werk gebe.
Über die gesundheitlichen Risiken perfluorierter Tenside gibt es nach Expertenmeinung nur unzureichende Erkenntnisse. PFT sei offenbar selbst nicht direkt Krebs erregend, sondern begünstige möglicherweise durch indirekte Mechanismen die Krankheitsbildung. Laborversuche mit Ratten haben bei der zur PFT-Gruppe zählenden Perfluoroktansäure (PFOA) nach Erkenntnissen des Toxikologen der Niedersächsischen Landesgesundheitsbehörde, Klaus-Michael Wollin, eine erhöhte Leberkrebsrate gezeigt.
Quelle: ntv.de