Panorama

Bestoheln unterm Eiffelturm Pariser Räuber jagen Chinesen

Angst vor Dieben: Verbrecher haben es in Paris gezielt auf Chinesen abgesehen

Angst vor Dieben: Verbrecher haben es in Paris gezielt auf Chinesen abgesehen

(Foto: REUTERS)

Sie haben l’amour im Kopf und schnell kein Geld mehr in der Tasche – chinesische Touristen werden besonders häufig Opfer von Dieben in Paris. Räuber gehen mit Fäusten und Steinen auf die Urlauber los. Frankreichs Image bekommt in Fernost immer tiefere Risse, auch die Regierung ist besorgt. Ihrer Hauptstadt drohen Millioneneinnahmen zu entgehen.

Den Eiffelturm wollten sie sehen, den Montmarte erklimmen und die Champs Élysée in Richtung Triumphbogen entlang schlendern. Doch für 23 Chinesen begann der Trip nach Paris mit einem gehörigen Schock. Kurz nach der Ankunft am am Flughafen Roissy Charles-de-Gaulle wurden sie von Räubern attackiert. Vor einem Restaurant im Pariser Vorort Bourget raubten sie den Besuchern Bargeld, Flugtickets und Reisepässe - ihren Reiseführer schlugen die Täter ins Gesicht.

Dieser Vorfall vor wenigen Tagen ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn nahezu täglich werden chinesische Touristen offenbar gezielt Opfer von Dieben. Wie oft es passiert, ist unklar - denn es gibt keine Statistik. Doch Reiseveranstalter kennen das Problem. Und zuletzt zeigte sich auch der chinesische Tourismusverband besorgt und forderte von den französischen Behörden einen effektiven Schutz der Touristen.

Der Überfall von Ende März sorgte in China auch in den sozialen Netzwerken im Internet für erregte Kommentare. Auch Frankreichs Tourismusministerin Sylvia Pinel rief der Vorfall auf den Plan: Sie beteuerte umgehend, die Regierung sei entschlossen, die Sicherheit ausländischer Gäste in Frankreich zu garantieren.

Angreifer zerschlagen Scheiben von Touristen-Bus

Jean-François Zhou, der Chef der Pariser Reiseagentur Ansel Travel, weiß zu berichten: "Das wird zu einer wahren Plage." Seine Firma ist auf die Betreuung chinesischer Touristen spezialisiert - und die bekommen immer häufiger Probleme: "Seit dem vergangenen Jahr haben wir fast täglich Attacken."

Chinesische Touristen in Paris müssen sich nicht nur vor Taschendieben fürchten - auch gezielte Attacken kommen immer häufiger vor.

Chinesische Touristen in Paris müssen sich nicht nur vor Taschendieben fürchten - auch gezielte Attacken kommen immer häufiger vor.

(Foto: Reuters)

Im Herbst seien allein an einem Tag rund ein dutzend seiner Kunden bestohlen worden, viele von ihnen im weltberühmten Louvre-Museum, klagt Zhou. Im Februar sei ein im Stau feststeckender Minibus mit chinesischen Touristen attackiert worden, die Angreifer hätten die Scheiben eingeworfen und Taschen geraubt. Und erst kürzlich seien Touristen in einem Pariser Vier-Sterne-Hotel beraubt worden. "Die Lage ist ernst", sagt Zhou. Er befürchtet ein zunehmend negatives Image von Frankreichs Hauptstadt in Fernost: "Für Chinesen ist es derzeit ein Traum, nach Paris zu kommen, aber das kann sich ändern."

Für Frankreich geht es nicht nur um den Ruf, sondern auch um viel Geld: Im vergangenen Jahr besuchten rund eine Million Chinesen das Land, bis 2020 dürfte sich die Zahl verdoppeln. In Paris nahm 2012 die Zahl der Chinesen, die in einem Hotel abstiegen, im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zu.

Chinesen tragen Tausende Euro Bargeld bei sich

Und die Besucher lassen viel Geld in der französischen Hauptstadt: Schätzungen zufolge geben sie 60 Prozent ihres Reisebudgets bei Einkäufen aus, vor allem in Luxusboutiquen. Chinesen sind bereits die wichtigsten Duty-Free-Kunden in Frankreich. Bei Luxusartikeln machen sie weltweit laut dem Marktforschungsunternehmen Bain & Company ein Viertel der Käufe aus. Ihre Kauflust wird den Chinesen zum Verhägnis, denn: "Sie reisen häufig mit viel Bargeld", sagt Reiseagentur-Chef Zhou. "Einige können bis zu 20.000 Euro bei sich haben, um einkaufen zu gehen."

Chinesen steigen zudem häufig in Hotels in den Pariser Vorstädten ab, die preiswerter sind als die im Stadtzentrum. In diesen Gegenden, in denen abends nicht viel los ist, werden die Besucher dann oft beraubt, wie Paul Roll sagt, der Leiter des Pariser Tourismusbüros. Aber auch in den touristischen Vierteln der "Stadt der Liebe" sind Chinesen nicht vor Überfällen sicher. Rolls Behörde macht die Touristen inzwischen mit einer auf Chinesisch verfassten Broschüre auf Risiken aufmerksam.

Renlai Zhu, der das chinesische Paris-Informationsportal YouParis.com betreibt, verwahrt sich aber dagegen, die französische Hauptstadt schlechtzureden. Kriminalität gibt es überall, lautet sein Credo. "Das Phänomen von Diebstählen und Überfällen, ja, es nimmt zu", sagt er. "Aber es ist nicht auf Paris beschränkt: Das gibt es auch in Madrid oder Rom."

Quelle: ntv.de, jtw/AFP

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