Panorama

Gespenstische TV-Botschaft Pistorius-Freundin sprach vom Tod

Reeva Steenkamp: Am Samstagabend soll die ganze Folge einer Realityshow mit dem Model ausgestrahlt werden.

Reeva Steenkamp: Am Samstagabend soll die ganze Folge einer Realityshow mit dem Model ausgestrahlt werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist ihr wichtig, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen - sagte Reeva Steenkamp in einem voraufgezeichneten Fernsehinterview. Jetzt, nach dem gewaltsamen Tod des Models, wirken die Worte wie eine unheilvolle Vorahnung. Superstar Pistorius bereitet der Polizei unterdessen Sorgen. Man bangt um seine mentale Gesundheit.

Nach dem gewaltsamen Tod der Freundin des südafrikanischen Sprinterstars Oscar Pistorius ist ein voraufgezeichnetes Fernsehinterview mit dem Model im Internet aufgetaucht. In dem am Freitag bei YouTube erschienenen Video spricht Reeva Steenkamp darüber, wie wichtig es sei, einen bleibenden Eindruck im Leben zu hinterlassen - eine Äußerung, die ihren Tod noch eindringlicher erscheinen ließ. Bei dem Beitrag handelt es sich um einen Ausschnitt zur Ehrung der 29-Jährigen, bevor am Samstag die ganze Folge einer Realityshow mit dem Model ausgestrahlt werden sollte.

"Die Art, wie man geht und seinen Abschied nimmt, ist so wichtig", sagt Steenkamp, die in dem Interview im gepunkteten Bikini unter Palmen zu sehen ist. "Entweder hat man auf positive oder auf negative Weise einen Eindruck hinterlassen." In dem für die Sendung "Tropika Island of Treasure" gedrehten Ausschnitt gibt Steenkamp auch den bis zu drei Millionen Zuschauern pro Woche Ratschläge, die wie eine Reflexion über ein vorzeitig beendetes Leben klingen: "Bewahrt einfach Integrität und Klasse und bleibt immer Euch selbst treu, ich werde Euch alle so sehr vermissen", sagt das blonde Model.

Pistorius ist "extrem traumatisiert"

Unterdessen ist Oscar Pistorius offenbar stark selbstmordgefährdet. Britischen Medien zufolge wird der südafrikanische Paralympic-Star deshalb in seiner Polizeizelle rund um die Uhr beobachtet. Die Polizei soll sich um den mentalen Zustand des 26-Jährigen sorgen und sich deshalb zu diesem Schritt entschieden haben. "Oscar fühlt sich wie in die Hölle geschickt. Er ist am Boden zerstört", zitiert der Mirror eine nicht näher spezifizierte Quelle.

Ende einer Ikone: Oscar Pistorius, Ausnahme-Athlet und Adrenalin-Junkie vor Gericht.

Ende einer Ikone: Oscar Pistorius, Ausnahme-Athlet und Adrenalin-Junkie vor Gericht.

(Foto: REUTERS)

Pistorius wird von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, in der Nacht zum Donnerstag seine Freundin Reeva Steenkamp ermordet zu haben. Bei dem ersten Hafttermin vor Gericht in Pretoria brach er in Tränen aus. Sein Anwalt sprach vo n einem "extrem traumatisierten Geisteszustand" seines Mandanten.

Zu Ehren von Reeva Steenkamp soll ein Gedenkgottesdienst in Port Elizabeth stattfinden. Sie werde später in Anwesenheit der Familie begraben. Die 29-Jährige war Juristin, die ihr Geld aber vor allem als Model und Fernsehstar verdiente. Am Dienstag wird auch die Verhandlung gegen Pistorius vor dem Gericht in Pretoria wieder aufgenommen. Dann entscheidet sich nach dem Willen der Anwälte, ob er gegen Kaution freigelassen wird.

Schüsse durch die Badezimmertür?

Unklarheit besteht weiter über den Tathergang. Die Polizei bestätigte bisher nur, dass Steenkamp mit Schüssen in den Kopf, in Arme und Beine tot im Hause von Pistorius gefunden worden war. Auch die Tatwaffe, auf Pistorius zugelassen, sei sichergestellt worden. Der Profisportler und das Opfer seien beim Eintreffen der Polizei allein im Haus gewesen. Es befindet sich in einer streng bewachten, ummauerten Luxus-Wohnsiedlung.

Südafrikanische Medien berichteten, dass Steenkamp durch eine Badezimmertür erschossen worden sei. Nachbarn hatten demnach vor den Schüssen eine lautstarke Auseinandersetzung im Haus Pistorius gehört, was in der Vergangenheit schon häufiger passiert sein soll. Die Polizei sei deswegen am Abend vor der Tat gerufen worden. Bestätigt hatten die Behörden nur, dass es im Domizil von Pistorius schon mehrfach zu Vorfällen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt gekommen sei.

Pistorius liebte Nervenkitzel

Polizistin Denise Beuskens sagte einem TV-Sender: "Das ist nicht der erste Vorfall im Haus Pistorius." Der auch als "Adrenalin-Junkie" bekannte Athlet, der den Nervenkitzel liebt, einen superschnellen McLaren-Sportwagen fuhr und schon mit seinem Speedboot schwer verunglückt war, hatte 2009 bereits eine Nacht im Gefängnis verbracht. Er soll bei einer Party eine 19-Jährige tätlich angegriffen haben.

Andererseits lebte Pistorius in seinem von hoher Kriminalitätsrate gezeichneten Heimatland offenbar auch in Angst. 2012 hatte der Stelzenläufer einer Zeitung berichtet, er schlafe aus Furcht vor Einbrechern mit Pistole, Maschinengewehr, Cricket- und Baseballschlägern. Im November hatte der 26-Jährige getwittert: "Wenn ich nach Hause komme und die Waschmaschine läuft, hört sich das an wie ein Eindringling in Kampfbereitschaft in der Speisekammer..."

Pistorius streitet Vorwurf ab

Pistorius bestreitet den Mordvorwurf. Das tödliche Geschehen im Hause des Profisportlers sei eine "schreckliche Tragödie". Im Statement durch seine Familie und das Management wies Pistorius die Anklage "aufs Schärfste" zurück. Allem voraus schickte er die Erklärung: "Das Wichtigste ist es nun, dass alle Gedanken bei der Familie und den Freunden von Reeva Steenkamp sind." Wegen der Schwere der Tat und der Härte der Anklage scheint jedoch fraglich, ob Pistorius am Dienstag oder Mittwoch gegen Kaution freikommt.

Quelle: ntv.de, asc/dsi/dpa/AFP/sid

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