Tod im Python-Zimmer Polizei findet Leiche inmitten von Schlangen
28.05.2013, 18:40 Uhr
Die Schlangen des Toten konnten erstmal in der Reptilienauffangstation in München untergebracht werden.
In einem Einfamilienhaus in Niederbayern liegt eine Leiche umgeben von fast 50 Schlangen. Der Mann war als vermisst gemeldet. Unklar ist die Todesursache - und wie 337 Kilogramm Schlange untergebracht werden sollen.
Ein besorgter Arbeitgeber meldet einen Mitarbeiter als vermisst. Als Polizei und Feuerwehr die Tür seines Einfamilienhauses im niederbayerischen Straubing aufbrechen, bietet sich ihnen ein schreckliches Bild: Der 40-Jährige liegt tot vor einem geöffneten Terrarium, mehrere Würgeschlangen kriechen durch das Haus - 46 an der Zahl.
Bei den Tieren handelt es sich ausschließlich um Würge-, nicht um Giftschlangen. Zu Spekulationen, der Züchter sei von einer der Schlangen getötet worden, wollte sich der Polizeisprecher nicht äußern. Es könne auch eine natürliche Todesursache vorliegen, Hinweise auf Fremdverschulden oder Selbstmord gebe es jedenfalls nicht. Die Leiche soll an nun in Erlangen obduziert werden. In dem Terrarienzimmer war die Temperatur relativ hoch - für die Schlangen angenehm. Dadurch sei die Leiche jedoch schon stark verwest, sagte der Polizeisprecher.
337 Kilogramm bringen die Schlangen auf die Wage
Der Leiter der Münchner Reptilienauffangstation, Markus Baur, steht nun vor einem ganz anderen "monströsen Problem". Wohin mit fast 50 Riesenschlangen? Nachdem Mitarbeitern des Straubinger Tierparks und der Münchner Reptilienauffangstation die Schlangen geborgen hatten, wurden sie nach München gebracht: 27 Tigerpythons, elf Netzpythons, sieben Königspythons und eine Anakonda. "Die sind zusammen 116 Meter lang und 337 Kilogramm schwer."
Dass ein Züchter privat so viele Würgeschlangen hält, sei sehr ungewöhnlich, sagte Baur. "Bei uns gilt die Richtlinie: pro Meter Schlange ein Mann." Auch der finanzielle Aufwand für Futter und Strom schlage monatlich mit einigen hundert Euro zu Buche. Den Berichten seiner Mitarbeiter zufolge hatte der Züchter die Tiere offenbar jedoch gut gehalten. Die Terrarien seien gepflegt und nicht verdreckt gewesen. Dem Straubinger Umweltamt war der Mann als Züchter bekannt, seine Tiere hatte er ordnungsgemäß gemeldet. Die Terrarien waren alle mit Schlössern versehen.
Wohin mit den Tieren?
Auch der Reptilienexperte kann sich den Tod des Mannes nicht erklären. Einen Angriff einer Schlange will er nicht ausschließen, hält ihn aber für unwahrscheinlich. Die Tiere seien zahm und an Menschen gewöhnt. "Sie fühlen sich von Menschen offensichtlich nicht bedroht. Und selbst jetzt hier in der Auffangstation, wo sie sehr eng sitzen und unter hohem Stress stehen, kann man die Terrarien öffnen, ohne angegriffen zu werden." Dass die Schlangen den Leichnam nicht angefressen haben, liege im Fressverhalten der Tiere. "Hunde oder Katzen würden eine Leiche vielleicht anknabbern. Schlangen verspeisen ihr Futter jedoch im Ganzen. Und der durchschnittliche Mitteleuropäer ist dafür zu breit, zu lang und meist auch zu gwampert."
In der Reptilienstation steht ist das aber nicht die größte Sorge. Die Unterbringungen der Schlangen ist teuer und braucht Platz. Baur verhandelt mit dem Münchner Tierheim, ob dort einige Schlangen untergebracht werden können. Ansonsten müssten extra weitere Räume angemietet werden. Auch Futter in großen Mengen wird dringend benötigt. Zwar könnten die großen Tigerpythons Dank ihres ausgeklügelten Stoffwechsels bis zu einem Jahr ohne Futter auskommen, doch gerade die kleineren Schlangen hätten schon ein "Hüngerchen", sagt Baur. "Wir müssen schauen, woher wir nun genügend Hühner, Enten, Kaninchen, Ratten und Ferkelchen herbekommen."
Quelle: ntv.de, ame/dpa