Großeinsatz der Sicherheitskräfte Polizeiautos in Marseille beschossen
09.02.2015, 15:25 Uhr
Die Polizei beorderte Spezialeinheiten an den Ort des Geschehens.
(Foto: picture alliance / dpa)
Frankreichs Innenminister Valls will in Marseille die Erfolge der Sicherheitskräfte im Kampf gegen die Kriminalität würdigen. Doch nur wenige Stunden vor seiner Ankunft kommt es in der Hafenstadt zu einer Schießerei - wahrscheinlich ein Streit im Drogenmilieu.
Am helllichten Tag haben Vermummte mit Kalaschnikows in Marseille das Feuer auf Polizisten eröffnet. Unter den Beamten war auch der regionale Polizeichef. Verletzt wurde nach offiziellen Angaben niemand. Die Suche nach den vermutlich dem Drogenmilieu zugehörigen Tätern läuft weiter auf Hochtouren. Die Attacke ereignete sich wenige Stunden vor einem Besuch von Premierminister Manuel Valls in der südfranzösischen Hafenstadt.
Die Polizei rückte nach eigenen Angaben am Vormittag in dem für Drogenhandel berüchtigten Problemviertel Castellane im Norden von Marseille an, nachdem Anwohner gegen 10.00 Uhr von "Kalaschnikow-Schüssen in die Luft" durch "Vermummte" berichtet hatten. Die Rede war von "fünf bis zehn Leuten" mit Waffen.
A ls die Polizei mit drei Fahrzeugen in dem Viertel eintraf, wurde sie dann selbst gezielt beschossen. "Wir wurden mit Salven bei unserer Ankunft vor Ort beschossen", sagte der Polizeichef des Départements, Pierre-Marie Bourniquel, der in einem der Autos saß. Die Wagen seien "klar" als Polizeifahrzeuge erkennbar gewesen. Ein Polizist habe Einschüsse "einen Meter neben sich" gesehen.
Spezialkräfte der Polizei-Einheit GIPN rückten am Mittag mit einem gepanzerten Fahrzeug in das abgeriegelte Viertel ein, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Sie suchten im Zentrum des Hochhaus-Viertels nach den Tätern. Eine Kinderkrippe wurde evakuiert. Polizeikräfte erhielten den Befehl, in den kommenden Tagen in dem Viertel stationiert zu bleiben.
Nervosität seit Paris-Anschlägen
Die Ermittler gingen in dem Fall von einer "internen Auseinandersetzung in dem Viertel vor dem Hintergrund des Drogenhandels" aus, wie es aus Ermittlerkreisen hieß. In Marseille kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden; häufig werden dabei Kalaschnikows eingesetzt. In dem Viertel Castellane war erst am 15. Januar ein 25-Jähriger bei einer solchen Abrechnung zwischen Banden erschossen worden.
Frankreichs Premierminister Manuel Valls wollte Marseille am Nachmittag zusammen mit Innenminister Bernard Cazeneuve und Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem besuchen. Valls wollte dort die "ausgezeichneten" Erfolge im Kampf gegen die Kriminalität seit Antritt der sozialistischen Regierung in Paris vor zweieinhalb Jahren würdigen, wie er selbst ankündigte. Der Regierungschef sprach in der Zeitung "La Provence" von einem "bedeutsamen Rückgang der Kriminalität" in Marseille und verwies insbesondere auf 30 Prozent weniger bewaffnete Diebstähle binnen zwei Jahren.
In Frankreich herrschen seit den islamistisch motivierten Angriffen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt in Paris verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Ob ein islamistisches Motiv vorliegt, ist jedoch nicht klar. "Le Figaro" vermutet Bandenrivalitäten als Hintergrund der Tat. Marseille ist für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt.
Quelle: ntv.de, jog/jwu/rts/dpa/AFP