Panorama

"Das ist ein Kasperle-Theater" Polizeivideos werden zur Lachnummer

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Die Polizei in Nordrhein-Westfalen scheitert bei dem Versuch, erfolgreich Neuland zu betreten: Mit Musikvideos will sie Bewerber anlocken, erntet stattdessen jedoch Hohn und Spott. Erheiterung verschaffen vielen Zuschauern Rap-Einlagen der Beamten.

"Hey Torben, go Torben, hey, ho. Auch wenn die Raser das nicht gerne wollen, machst du ab heute die Verkehrskontrollen." Zwei singende Polizisten überbringen einem jungen Mann die frohe Botschaft: "Du hattest dich beworben, Torben, auf den tollen Job. Heute teilen wir dir mit: Du bist ab sofort ein Cop." Das Ständchen ist keine Gaudi, sondern eines von zwei offiziellen Werbevideos der NRW-Polizei, mit dem Bewerber angesprochen werden sollen. Es hat sich im Internet zu einem Renner entwickelt, Kommentare wie dieser lassen aber am gewünschten Erfolg zweifeln: "Lächerlicher als die Polizei erlaubt."

"Der Mirko, der wollt' zur Polizei, fiderallala": Screenshot aus einem der Werbevideos der Polizei NRW.

"Der Mirko, der wollt' zur Polizei, fiderallala": Screenshot aus einem der Werbevideos der Polizei NRW.

(Foto: Screenshot n-tv.de / Youtube)

Ebenso fallen die Reaktionen auf das zweite Video aus, in dem dieselben Polizisten in einer Straßenbahn einem weiteren jungen Mann zu dessen erfolgreichen Bewerbung bei der Landespolizei gratulieren – Diesmal zur Melodie des bekannten Volksliedes "Die Vogelhochzeit". Aussagen wie "Nach 26 Dienstjahren schäme ich mich das erste Mal!" oder "peinlich und arm" verdeutlichen auch hier den Hohn der Internetgemeinde.

Die rappenden und singenden Beamten sind bekannte Schauspieler. Die Videos seien eine Idee einer Werbeagentur aus Lünen gewesen. 6000 Euro hätten sie gekostet, sagt Victor Ocansey vom verantwortlichen Landesamt für Ausbildung der Polizei NRW. Er verteidigt die Spots gegen die Welle der Kritik: Demnach sind sie nicht unfreiwillig, sondern durchaus absichtlich komisch. "Wir wollten auf eine andere Weise werben als bisher und mit dem Video erheitern. Wir wollten für Aufmerksamkeit sorgen. Im Endeffekt ist uns das ja so gelungen."

Kritik kommt auch von der Polizeigewerkschaft

Augenzwinkernd und selbstironisch sollen die Spots also rüberkommen. Offenbar wird das auch in den eigenen Reihen oft nicht erkannt: Offenbar enttäuschte Beamte posteten "Ich schäme mich, ein Polizist zu sein" wie auch "Das hätten sie lieber mal Sido machen lassen". Insgesamt fast 1500 Kommentare sind unter den Videos zu finden, die seit ihrer Veröffentlichung bereits über 375.000 Mal angeklickt wurden.

"Polizisten machen eine hoch professionelle Arbeit und das ist ein Kasperle-Theater", kritisiert Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW. Man brauche die besten Köpfe für die Polizei - erreiche sie damit aber nicht. Das Innenministerium habe laut zuständigem Landesamt übrigens ein Veto-Recht gegen die Kampagne gehabt. "Aber das ist hier nicht ergangen", sagt Ocansey.

Schon häufiger hatten vermeintliche Werbevideos für Unternehmen zu einem PR-Gau geführt. Im vergangenen Jahr priesen singende Azubis der Sparda-Bank Südwest ihre Ausbildung an und lösten damit ebenfalls große Heiterkeit aus.

Quelle: ntv.de, cri/dpa

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