110 - und nichts passiert Polizist für Notruf-Abwimmeln bestraft
16.02.2017, 12:51 Uhr
Wären Beamte gekommen, wäre der Jugendlich wohl unverletzt geblieben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn man sich in höchster Gefahr fühlt, wählt man den Notruf. So macht es auch ein 17-Jähriger, doch der Beamte schickt keine Streife. Dafür muss der Polizist nun zahlen.
Weil er bei einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen keine Streife geschickt hat, ist ein Notrufpolizist zu einer Geldstrafe von 6000 Euro verurteilt worden. Der 53-Jährige hatte vor dem Amtsgericht Augsburg zugegeben, den Jugendlichen bei dessen Notruf nicht ernst genommen zu haben.
Den Ermittlungen zufolge hatte der damals 17-Jährige im März 2016 die Notrufnummer 110 gewählt. Er war zusammen mit einem Freund auf einem Skaterplatz in Augsburg in eine Auseinandersetzung mit anderen jungen Leuten verwickelt. Der Angeklagte nahm in der Einsatzzentrale des Augsburger Polizeipräsidiums den Anruf entgegen, schickte dem Jugendlichen trotz dessen Hilferufs aber keine Streife. Letztlich wurde der Anrufer von mehreren Tätern verprügelt und erlitt zahlreiche Hämatome und Prellungen.
Richterin Ute Bernhard verurteilte den Beamten daher wegen vorsätzlicher Körperverletzung im Amt. Er hätte einen Einsatz in die Wege leiten müssen und einen Wagen zu den Jugendlichen schicken müssen, betonte sie.
Seltener Fall
Der Polizist hatte gegen einen zunächst verhängten Strafbefehl über 4800 Euro Einspruch eingelegt. Deswegen kam es nun zum Prozess. Inzwischen hat der Mann mit dem Anrufer ein Schmerzensgeld von 500 Euro vereinbart und sich entschuldigt.
Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei sind solche Verfahren gegen Beamte in Einsatzzentralen sehr selten. Dennoch gab es vereinzelt bereits ähnliche Fälle. So musste beispielsweise 2005 in Berlin ein Beamter 500 Euro zahlen, dafür wurde sein Strafverfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt. Der Mann hatte Dienst in der Notrufzentrale, als ihm gemeldet wurde, dass vor einer Diskothek jemand zusammengeschlagen worden sei. Der Berliner Polizist ignorierte den ersten Notruf und schickte erst Hilfe, als ein Freund des Opfers nach wenigen Minuten erneut die 110 wählte.
Quelle: ntv.de, sba/dpa