Keine lieblosen Umsteigestationen Siegerbahnhöfe punkten mit Charme
22.08.2013, 12:18 Uhr
Der Bahnhof von Göttingen.
(Foto: dpa)
Bahnhöfe sind vielerorts ungemütliche Orte, die man gern schnell wieder verlässt. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele, bei denen sich Bahn und Bürger gemeinsam etwas einfallen lassen.
Die Auszeichnung "Bahnhof des Jahres 2013" geht nach Göttingen und Oberursel in Hessen. Die Allianz pro Schiene kürte die beiden Stationen in Berlin zu den Siegern in den Kategorien "Großstadtbahnhof" und "Kleinstadtbahnhof". Den Sonderpreis Tourismus bekam das oberbayerische Murnau.
Den Bahnhof im niedersächsischen Göttingen erklärte die Jury zu "Deutschlands bestem Fahrradbahnhof". Nur dieser biete etwa "ein Fahrradparkhaus mit Fahrradwaschanlage und angeschlossener Werkstatt", erklärten die Experten vom Fahrgastverband Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem Autoclub Europa (ACE), dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC und der Allianz pro Schiene. Wie kein anderer Bahnhof Deutschlands habe sich dieser auf Fahrradfahrer, Fußgänger und Flaneure eingestellt.
Der Bahnhof im hessischen Taunus-Städtchen Oberursel ist nach Ansicht der Tester ein "Paradies für Pendler". Dieser Vorstadtbahnhof sei "keiner von diesen lieblosen Umsteigebahnhöfen, die im städtischen Speckgürtel übermüdete S-Bahn-Pendler ausspucken", erklärte die Jury. Den Bahnhof Murnau als Gewinner des Sonderpreises Tourismus lobten die Experten für die dort "wiederauferstandene Bahnhofskultur" und "eine konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Touristen".
Kundenfreundlichkeit ist Trumpf
Die Allianz pro Schiene kürte bereits zum zehnten Mal die kundenfreundlichsten Bahnhöfe in Deutschland und vergab zum zweiten Mal den Sonderpreis Tourismus. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Deutsche Bahn von Hunderten kleiner Bahnhöfe getrennt, erklärte Allianz-pro-Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege. Viele dieser Gebäude seien zunächst in den Besitz von Immobilienfonds geraten und dem Verfall preisgegeben worden.
In jüngster Zeit stoße die Jury des Wettbewerbs aber zunehmend auf die Früchte eines neuen Bürgerengagements, erklärte Flege. Städte kauften sich ihre Bahnhöfe zurück und richteten sie unter großem Anteil der Bürgerschaft "liebevoll" wieder her. "Murnau und Oberursel sind gute Beispiele für diesen Prozess hin zum Bürgerbahnhof", lobte Flege.
2200 Einsender hatten 343 Bahnhöfe für den Wettbewerb vorgeschlagen. Am häufigsten wurden Leipzig (239 Mal), Hannover (141) und Barsinghausen bei Hannover (135) genannt. Die Jury wählt die Gewinner nach Kriterien wie Qualität der Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die Stadt und Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln aus.
Quelle: ntv.de, AFP