Panorama

US-Marine trainiert für Fukushima Stahl soll Pazifik schützen

Das Spezial-Einsatzkommando der US-Marine ist darin ausgebildet, Menschen in chemischen, biologischen oder nuklearen Notfällen zu retten.

Das Spezial-Einsatzkommando der US-Marine ist darin ausgebildet, Menschen in chemischen, biologischen oder nuklearen Notfällen zu retten.

(Foto: AP)

Am Atomkraftwerk Fukushima will der Betreiber Tepco mit Stahlwänden eine schlimmere Verseuchung des Pazifiks verhindern. Arbeiter errichten an einem Zulauf am Reaktorblock 2 Barrieren. US-Spezialkräfte bereiten sich auf einen möglichen Einsatz in Fukushima vor. Derweil werden schon wieder Nachbeben registriert.

Das AKW Fukushima vor (oben) und nach der Katastrophe vom 11. März.

Das AKW Fukushima vor (oben) und nach der Katastrophe vom 11. März.

(Foto: AP)

Spezialkräfte der US-Marine haben sich in Japan mit einer Übung auf einen möglichen Einsatz am Atomkraftwerk Fukushima vorbereitet. In Schutzanzügen trainierten die rund 150 Soldaten die Rettung von eingeklemmten Menschen aus radioaktiv verseuchten Gebieten. Journalisten konnten die Übung auf der Yokota Air Base in Tokio verfolgen.

Mit Experten helfen die USA außerdem, die Kontrolle über die Atomruine Fukushima 1 wiederzuerlangen. Dort sollen nun Stahlplatten die weitere Vergiftung des Ozeans verhindern. Arbeiter errichten an einem Zulauf am Reaktorblock 2 Barrieren. Am Block 2 war tagelang hochgiftige Brühe unkontrolliert in den Ozean geströmt - bis das Leck nach mehreren gescheiterten Versuchen gestopft werden konnte. Doch die Sorge um den Pazifik bleibt.

Mit sieben Stahlplatten in den Maßen vier mal acht Meter will der Energiekonzern Tepco nun die Meerwasser-Ansaugleitung an dem Meiler umschließen und damit verhindern, dass sich weiter verseuchtes Wasser in den Pazifik ergießt. Der Zulauf war schon vor der Katastrophe vom 11. März zwecks Wartungsarbeiten mit Stahlplatten abgeschirmt worden. Der Tsunami hatte sie jedoch weggespült.

Die Arbeiter füllen weiter Stickstoff ins Reaktorgehäuse von Block 1, um die Gefahr einer Wasserstoff-Explosion wie kurz nach der Havarie zu bannen. Der Nachrichtenagentur Jiji Press zufolge soll am Sonntag eine international umstrittene Aktion abgeschlossen sein. Seit Tagen hatte Tepco Millionen von Litern leicht verstrahlten Wassers ins Meer gepumpt. Damit sollten Tanks frei werden, um dort wesentlich stärker verseuchte Brühe sicher speichern zu können. Ursprünglich sollte die Abpumpaktion schon einen Tag früher beendet werden.

In Onagawa ist die Lage ruhig

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(Foto: AP)

Vom Atomkraftwerk Onagawa gab es zunächst keine neuen Meldungen. Die Anlage, die 180 Kilometer nördlich der Krisenreaktoren von Fukushima liegt, war beim kräftigen Nachbeben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag getroffen worden. Einige Liter radioaktiv verseuchten Wassers schwappten aus Abklingbecken für Brennstäbe. Die Kühlung in den drei Reaktoren setzte bis zu 80 Minuten aus, Teile der externen Stromversorgung versagten.

Atomaufsicht verschärft Sicherheitsnormen

Die japanische Atomaufsicht verschärfte daraufhin die Sicherheitsnormen für Kernreaktoren.  Fortan müssten für jeden Reaktor mindestens zwei Notstromaggregate bereitstehen, um eine Unterbrechung des Kühlkreislaufs zu verhindern, teilte die Behörde mit.

Die Erhöhung der Zahl der Notstromaggregate gilt laut Atomsicherheitsbehörde für alle 55 Reaktoren in Japan. Auch die heruntergefahrenen Reaktoren müssen fortan über mindestens zwei einsatzbereite Diesel-Generatoren verfügen. Während des starken Nachbebens war im Atomkraftwerk Higashidori bei einem Stromausfall nur ein Generator verfügbar gewesen. Zwei weitere waren gerade in der Wartung.

Wieder Nachbeben am Samstag

Polizisten in Schutzanzügen suchen in der Präfektur Fukushima nach Toten.

Polizisten in Schutzanzügen suchen in der Präfektur Fukushima nach Toten.

(Foto: AP)

Das Nachbeben in der Nacht zum Freitag forderte inzwischen ein weiteres Menschenleben. Eine 84-Jährige, die unter Möbeln eingeklemmt worden war, starb in einem Krankenhaus in der Stadt Sendai. Die Zahl der Verletzten stieg auf 283, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Polizei in den sechs Präfekturen der Tohoku-Region meldete.

Immer wieder wird der Boden in Japan erschüttert - so auch am Samstag. Die US-Erdbebenwarte USGS registrierte zwei Beben der Stärke 5,4 mit Epizentrum vor der Ostküste. Von Schäden oder Verletzten wurde zunächst nichts bekannt.

Derweil bezogen in der verwüsteten Stadt Rikuzentakatadie erste Überlebende der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe behelfsmäßig errichtete Häuser. Immer noch harren 150.000 Menschen in den 2400 Notunterkünften aus. Durch die Katastrophe vom 11. März starben wahrscheinlich fast 28.000 Menschen. 15.000 davon gelten weiter als vermisst.

Japan will Nachbarn beruhigen

Lebensmittelkontrolleure prüfen in Hongkong Importe aus Japan.

Lebensmittelkontrolleure prüfen in Hongkong Importe aus Japan.

(Foto: AP)

Auf internationalem Parkett versucht die japanische Regierung, Ängste der Nachbarn vor radioaktiv belasteten Lebensmitteln zu zerstreuen. Produkte aus Nippon seien weiter sicher - mit dieser Botschaft reiste Außenminister Takeaki Matsumoto zu einem Ministertreffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN nach Jakarta. Mitglieder des ASEAN-Verbands sind Birma, Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, die Philippinen und Singapur.

China hatte sich besorgt über eine radioaktive Belastung des Meeres geäußert und genauere Informationen verlangt. In China wurden in zehn Fällen bei Schiffen, Flugzeugen und Warenlieferungen erhöhte Strahlenwerte gemessen. Südkorea hatte Japan dafür kritisiert, das Ablassen des radioaktiven Wassers seinen Nachbarn nicht angekündigt zu haben.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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