80 Verletzte bei Krawallen in Mannheim Streit bei Kurdenfestival eskaliert
09.09.2012, 06:45 Uhr
40.000 Kurden aus ganz Europa wollen in Mannheim ein Kulturfestival feiern. Doch ein Streit an der Einlasskontrolle läuft total aus dem Ruder. Wenig später stehen sich Hunderte gewaltbereite Kurden und Polizisten gegenüber. Die Bilanz: 80 Beamte werden verletzt, 31 Menschen festgenommen. Bereits vor der Veranstaltung kommt es zu Zwischenfällen.
Bei den schweren Ausschreitungen am Rande eines kurdischen Kulturfestivals in Mannheim sind insgesamt 80 Polizisten verletzt worden, davon einer schwer. Die meisten wurden durch Wurfgeschosse wie Ziegelsteine oder Flaschen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Auch Feuerwerkskörper wurden gezündet. Die Polizei setzte Pfefferspray ein.
Über Stunden standen sich laut Polizei rund 2500 gewalttätige oder gewaltbereite Kurden und 600 Polizisten auf dem Maimarktgelände gegenüber. Zu dem Kulturfestival waren nach Polizeischätzung rund 40.000 Kurden aus ganz Europa nach Mannheim gekommen. 31 Menschen wurden den Angaben zufolge vorläufig festgenommen. Neben Fahnen und T-Shirts mit Symbolen verbotener Organisationen wurden auch vier Messer und ein Schlagring sichergestellt.
Bereits vorher Auseinandersetzungen
Auslöser der Randale war laut Polizei wohl ein 14-Jähriger. Ordnungskräfte des Veranstalters versuchten, ihn wegen einer verbotenen Fahne am Betreten des Geländes zu hindern. Als ihnen das misslang, riefen sie die Polizei zu Hilfe. Daraufhin seien die Beamten plötzlich von mehreren Besuchern angegriffen worden.
Später wurden mehrere Hundertschaften der Polizei immer wieder mit Gegenständen beworfen. Die gewalttätigen Kurden seien von vielen Tausend weiteren Veranstaltungsbesuchern lautstark unterstützt worden. Man habe "keine Chance" gehabt, die Lage zu beruhigen, sagte der Sprecher. Erst nach Ende der Veranstaltung am Abend beruhigte sich die Lage.
Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz sagte, die Gewalt sei von rund 500 Jugendlichen aus Frankreich angefacht worden. Sie seien durch Fehlinformationen angestachelt worden. Man habe ihnen gesagt, die Polizei habe einen kurdischen Demonstranten misshandelt.
Innenminister ist schockiert
Bereits vor dem Fest hatte es Auseinandersetzungen gegeben. Am Vortag musste die Polizei nach eigenen Angaben einen mehrtägigen Jugendmarsch von Straßburg Richtung Mannheim beenden, da er drohte, aus dem Ruder zu laufen. Während des Zuges war es laut Polizei immer wieder zu Straftaten wie Körperverletzungen und Beleidigungen gekommen. Schon Tage zuvor waren bei einer Auseinandersetzung zwischen Kurden und Türken am Rande der Strecke nahe Bruchsal sieben Menschen verletzt worden, darunter fünf Polizisten.
In einer ersten Reaktion zeigte sich Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall geschockt. Er will künftig Veranstaltungen dieser Art im Vorfeld genauer prüfen lassen, bevor sie genehmigt werden können. Er verteidigte zudem die Behörden im aktuellen Fall, die Ausschreitungen seien nicht vorhersehbar gewesen. Per Videoaufnahmen würde versucht, die Identität der Randalierer herauszufinden.
Quelle: ntv.de, jog/dpa