Panorama

Verbot von Tattoo-Farbstoffen in Frankreich Tätowierer sehen keine Krebsgefahr

Stichhaltige Beweise gibt es für eine krebsauslösende Wirkung der Farbpigmente bisher nicht.

Stichhaltige Beweise gibt es für eine krebsauslösende Wirkung der Farbpigmente bisher nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schon länger gibt es den Verdacht, dass Tattoofarben krebserregend sind. Frankreich möchte deshalb bestimmte Farbpigmente verbieten. Die Tattoo-Szene ist entsetzt- und kündigt Konsequenzen an.

Der Traum vom eigenen Körper als farbenprächtiges Tattoo-Kunstwerk ist in Frankreich womöglich bald ausgeträumt: 59 Farbstoffe für Tätowierungen will die Regierung aus Gesundheitsgründen demnächst verbieten. Jetzt läuft die Szene dagegen Sturm.

Der berühmte Tattoo-Künstler Tin-Tin aus Paris ist wegen der Regierungspläne stinksauer. "Wenn die Verordnung aufrecht erhalten wird, dann müssen die professionellen Tätowierer ihre Läden womöglich schließen - zugunsten heimlicher Tattoo-Studios zu Hause, ohne jegliche Gesundheitsvorkehrungen, die sich ihre Farbpigmente in China beschaffen." Durch Proteste und Gespräche mit Parlamentsabgeordneten hat die Branche zwar inzwischen erreicht, dass das Dekret des Gesundheitsministeriums bis zum 1. Januar ausgesetzt wurde. Doch die Verordnung hängt immer noch wie ein Damoklesschwert über den Tätowierern.

Tin-Tin, der auch Präsident der französischen Vereinigung der Tattoo-Künstler (SNAT) ist, hält den Behörden Doppelmoral vor: Während die Tattoo-Farben wegen angeblichen Krebsrisikos verboten werden sollen, werde Tabak munter weiter verkauft. "Es gibt kein erwiesenes Risiko", sagt er. "Es wird keine Verbindung hergestellt zwischen Hautkrebs und Tätowierungen. Das ist zumindest die Aussage der einzigen Studie, die es dazu gibt."

Krebsauslösende Wirkung nicht erwiesen

In Frankreich nutzen etwa 3500 bis 4000 Profi-Tätowierer im Ausland hergestellte Farbpigmente, deren Herkunft laut SNAT aber jederzeit zurückverfolgt werden kann. 59 von 153 Farbstoffen will die Regierung nun auf Anraten der Nationalen Arzneimittelbehörde ANSM "aus Sicherheitsgründen" für Kosmetika, vor allem aber für Tattoos, verbieten. Tin-Tin zufolge sind diese Farben im "Rest Europas" nicht verboten.

Tattoo-Produkte fallen in Frankreich unter eine besondere Gesetzgebung, denn sie sind nicht als Kosmetika eingestuft. Das Verfahren gilt als langfristiger Eingriff in die Haut. Denn das Entfernen eines Tattoos ist zwar möglich, erfordert aber meist mehrere Sitzungen unter Laser-Einsatz. Ähnlich wie in Deutschland ist in Frankreich etwa jeder Zehnte tätowiert, unter jungen Leuten liegt der Prozentsatz deutlich höher.

Auch Cécile Vaugelade von der Arzneimittelbehörde ANSM sieht eine krebsauslösende Wirkung der Farbstoffe für Tattoo-Tinte nicht als erwiesen an. Die Stoffe seien eher allergieauslösend und wenn in Studien ihre Sicherheit nachgewiesen werde, dann könne ein Verbot auch wieder in Frage gestellt werden, meint sie. Den Tätowierern hält sie entgegen, dass es noch genug andere, zugelassene Farbstoffe für ihre Arbeit gebe: "27 Rot-Farbstoffe, 13 Weiß, 13 Orange, 12 Gelb, sechs Schwarz, drei Violett und drei Braun".

"Falsch", erwidert Tin-Tin. Diese Farben würden von den Tätowierern nicht verwendet, weil sie zu lichtanfällig seien. Bis Januar sollen nun neue Untersuchungen vorgenommen werden, ob die vom Verbot bedrohten Farbstoffe tatsächlich so giftig sind. Zur Not will die Branche gegen die neue Verordnung klagen.

Quelle: ntv.de, Sandra Lacut, AFP

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