Panorama

TÜV und Staatsanwaltschaft untersuchen TigerangriffTierpfleger starb durch Selbstverschulden

20.09.2013, 12:52 Uhr
Tiger
Tierschützer kritisieren die Haltung von Tigern in Zoos. (Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem tödlichen Biss eines Tigers in den Nacken seines Tierpflegers laufen die Untersuchungen im Zoo Münster auf Hochtouren. Der TÜV prüft die Anlage, die Lage scheint für die Sachverständigen jedoch klar zu sein.

Die tödliche Attacke eines Tigers auf einen Tierpfleger in Münster hat eine Debatte unter Tierschützern ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft geht weiterhin von menschlichem Versagen aus. Erste Untersuchungen der Technik im Gehege direkt nach dem Unglück hätten keine Hinweise auf eine technische Panne ergeben, so Oberstaatsanwalt Heribert Beck.

"Der TÜV wird heute die Anlage nochmals überprüfen", sagte Beck. Der Pfleger hatte nach bisherigen Erkenntnissen beim Füttern vergessen, eine Luke des Käfigs zu schließen. Der Tiger, Rasputin, konnte durch die offene Luke zurück ins Gehege gelangen, dass das Opfer reinigen wollte.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Bisher gebe es aber, so Beck, keinen Anhaltspunkt für ein Fremdverschulden. Für eine Obduktion gebe es keine Veranlassung, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der erfahrene Pfleger war alleinstehend. Der Zoo hat Angehörige in Frankfurt informiert.

Tierschutzorganisation kritisiert Zoo

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Tiger sind gefährliche und unberechenbare Raubtiere, auch wenn diese Tigertrainerin der Katze sehr nahe kommt. (Foto: REUTERS)

Die tödliche Tigerattacke im Zoo von Münster hat auch eine neue Debatte über die Haltung von Raubtieren entfacht. Der Dompteur Christian Walliser, der vor Jahren einen Tigerangriff überlebt hatte, verteidigte die Arbeit der Tierparks. Einige Tigerarten lebten nur noch Zoos und nicht mehr in freier Wildbahn, die Zoos trügen so auch zur Arterhaltung bei, sagte Walliser. Die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" hatte nach dem Unglück von Münster kritisiert, Tiger seien "höchst anspruchsvoll in der Haltung und potenziell extrem gefährlich".

Den Tiger, der im Allwetterzoo Münster einen Pfleger mit einem Biss in den Nacken getötet hatte, treffe keine Schuld. "Ein gewisses Risiko bleibt immer, weil man darf nie vergessen: Es ist ein Wildtier, es ist ein Raubtier, und die haben natürliche Instinkte und Reflexe, die man auch nicht abtrainieren kann", sagte Walliser. Der Tiger sei es nicht gewohnt gewesen, dass ein Mensch in seinem Gehege war. "Das war das Revier des Tigers." Der Direktor des Münster Zoos stimmt in dieser Meinung überein. Den Tiger treffe keine Schuld, er habe instinktiv einen Eindringling in seinem Revier angegriffen, sagte Adler.

Tigerangriff in Münster ist kein Einzelfall

Das Unglück von Münster ähnelt einem tödlichen Zwischenfall im Kölner Zoo. Dort war im August vergangenen Jahres eine Tierpflegerin von einem Sibirischen Tiger angefallen und getötet worden. Schon damals hatte es eine Debatte über die Haltung von Großkatzen im Zoo gegeben.

Walliser war am 8. Dezember 2009 vor den Augen seiner Zuschauer bei einer Dinner-Show in Hamburg gestolpert und von drei Tigern angefallen worden. Er kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik, wurde in ein künstliches Koma versetzt und notoperiert.

Quelle: ntv.de, dpa