Panorama

Troubadour von der tragischen Gestalt Zum Tod von Scott McKenzie

Scott McKenzie (M.) 1967 auf einem Bild mit den "Mamas And Papas".

Scott McKenzie (M.) 1967 auf einem Bild mit den "Mamas And Papas".

(Foto: AP)

Scott McKenzie hat mit nur einem Lied eine ganze Generation geprägt. "San Francisco" war die Hymne der Hippies und weltweit ein Hit. Bis zum heutigen Tag steht das Lied für den Sommer der Liebe 1967. Den Erfolg von damals konnte McKenzie aber nie wieder erreichen.

Sogenannte One-Hit-Wonders, Interpreten, die nur einen Hit hatten, gibt es ungezählte. Aber keines war so wie Scott McKenzie. Der 1939 in Jacksonville Beach im US-Bundesstaat Florida als Philip Wallach Blondheim Geborene hat es zwar wie viele andere geschafft, mit nur einem Lied weltberühmt zu werden. Aber wohl kein Song außer seinem "San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair)" wurde zu einer Hymne, die eine Generation geprägt hat.

36lk0643.jpg1801696188593508273.jpg

(Foto: dpa)

Von der kalifornischen Metropole aus verbreitete sich im legendären "Summer of love" 1967 eine antibürgerliche Gegenkultur, in deren Mittelpunkt Liebe, Spaß & Drogen standen. Die Hippies in den Vereinigten Staaten wollten im Gegensatz zur Neuen Linken oder der Black Panther Party nicht die Gesellschaft verändern. Sie wollten in dieser Gesellschaft nur anders leben. Der Dichter Timothy Leary predigte den Konsum psychedelischer, also bewusstseinsverändernder, manch einer meinte auch: bewusstseinserweiternder, Drogen für das jedesmalige Individuum, das aber nicht versuchen solle, das Bewusstsein des Anderen zu verändern. "Flower Power", Blumenmacht, war das vom Dichterkollegen Allen Ginsberg erdachte Überwort: Mit Blumen im Haar zugedröhnt und singend durchs Leben hüpfen. Nach dem Motto: Vor mir die Sintflut, aber mein erweitertes Bewusstsein wird mich ganz sicher durch die Fluten auf den Berg Ararat tragen.

Das von Scotts Freund John Phillips, Mitbegründer der Hippiegruppe "The Mamas and The Papas", in - wie die Legende wissen will - nur 20 Minuten komponierte Stück "San Francisco" spiegelt die Sehnsucht nach einem freien, unbeschwerten Leben wider. McKenzie selbst hatte nur kurze Zeit Gelegenheit dazu. Vor "San Francisco" hatte er unter dem englischen Titel "The Doll That Says No", bekannt auch als "No, No, No, No, No", den Welthit "La Poupée qui fait non" des Franzosen Michel Polnareff aufgenommen. Für McKenzie ein Flop. Nach "San Francisco", das auf seiner dritten Single erschien, gelang ihm kein Treffer mehr. "Like An Old Time Movie" blieb mit Platz 24 mäßiger Erfolg beschieden. Ironie der Popgeschichte: "San Francisco" war mit insgesamt sieben Millionen verkauften Platten fast überall die Nummer 1. In der heimischen Billboard-Verkaufsliste kam der Song aber nur auf den vierten Rang.

Nach 1967 wurde es immer stiller um den Troubadour der Hippies. Die Tragik des Scott McKenzie war, es weder aus eigener Kraft noch mit Hilfe von Freunden zur Genialität von "San Francisco" zurückzufinden. Die Mitautorenschaft am Beach Boys-Hit "Kokomo" 1988 blieb - wie "San Francisco" - eine Eintagsfliege.

Hin und wieder trug er sein Lied auf internationalen Bühnen vor, so auch in Berlin 2001 aus Anlass des zehnten Jahrestages der deutschen Einheit auf einer von n-tv übertragenen Gala. Der Autor dieser Zeilen hatte damals Gelegenheit, ein paar Stunden mit Scott McKenzie durch Berlin zu streifen und einen kleinen Film zu drehen. Als er am Brandenburger Tor zur Gitarre griff und "San Francisco" intonierte, erstarrte die Menge. Gleich ob alt oder jung, die Hymne sangen, summten, wie auch immer, alle mit. Was kann es Schöneres geben für einen Troubadour. Trotz aller Tragik.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen