Panorama

Fliegen im gesperrten Luftraum Verantwortung liegt bei den Piloten

Die Verantwortung bei Sichtflügen liegt bei den Piloten.

Die Verantwortung bei Sichtflügen liegt bei den Piloten.

(Foto: dpa)

Die Aschewolke über Europa löst sich soweit auf, dass nach Angaben von Eurocontrol kein Flughafen in der Flugverbotszone liegt. Demnach gilt die gefährliche Vulkanaschewolke als dünn genug, um zumindest einen eingeschränkten Flugbetrieb zu ermöglichen. Davon machen die Airlines reichlich Gebrauch, hunderte Flugzeuge sind in der Luft. Die Maschinen sind mit Sondergenehmigung und meist auf Verantwortung der Piloten unterwegs. Sie fliegen auf Sicht statt wie üblich nach Instrumenten. Das grundsätzliche Flugverbot besteht dennoch weiter.

Im Krisenstab der Deutschen Flugsicherung: Die Ausdehnung der Aschewolke ist rot umrandet.

Im Krisenstab der Deutschen Flugsicherung: Die Ausdehnung der Aschewolke ist rot umrandet.

(Foto: APN)

Die Aschewolke über Europa hat sich soweit aufgelöst, dass nach Angaben von Eurocontrol kein Flughafen in der Flugverbotszone liegt. Die von den EU-Verkehrsministern vereinbarte Flugverbotszone betreffe derzeit zwar noch einen Teil des Luftraums über Großbritannien und Irland, doch lägen dort keine Airports, teilte die europäische Organisation für Flugsicherheit in Brüssel mit.

Die EU-Verkehrsminister hatten sich am Montagabend auf eine schrittweise und koordinierte Öffnung des Luftraums verständigt, und dabei abhängig von der Aschekonzentration in der Luft drei Zonen festgelegt. Demnach gilt die gefährliche Vulkanaschewolke inzwischen über allen Airports der EU als dünn genug, um zumindest einen eingeschränkten Flugbetrieb zu ermöglichen.

Derweil ist in den weiterhin gesperrten Luftraum über Deutschland Bewegung gekommen: Fast 800 Flugzeuge mit Zehntausenden Passagieren sind trotz der Asche-Krise gestartet und gelandet. Die Maschinen waren mit Sondergenehmigung und meist auf Verantwortung der Piloten unterwegs. Sie flogen auf Sicht statt wie üblich nach Instrumenten. Normalerweise ziehen allerdings zehnmal mehr Flugzeug über den deutschen Himmel.

Die aktuellen Flugbewegungen über Süddeutschland.

Die aktuellen Flugbewegungen über Süddeutschland.

(Foto: APN)

Kritik kam von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, die von einer "juristischen Winkelkonstruktion" der Airlines sprach. Die Verantwortung liege nicht bei der Flugsicherung, sondern bei den Piloten, wie Sprecher Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung (DFS) sagte. Die DFS verlängerte die grundsätzliche Sperrung des Luftraums für Instrumentenflüge bis diesen Mittwoch um 02.00 Uhr.

Reisende können Umbuchung verlangen

Auf Sichtflüge einlassen müssen sich Reisende nach Auffassung des Frankfurter Flugrechtsexperten Prof. Ronald Schmidt nicht. "Wem das zu unsicher erscheint, kann auch eine Umbuchung verlangen", sagte der Anwalt. Wenn die Vereinigung Cockpit solche Flüge in der momentanen Situation für unverantwortlich halte, müsse der Laie nicht zu einem anderen Ergebnis kommen. Ein gewisses "Restrisiko" bleibe aber, dass der Passagier auf zusätzlichen Kosten sitzen bleibe. Klar ist laut Schmidt die Haftungsfrage im Falle eines Absturzes geregelt. Da müssten die Fluggesellschaften auch für Fehlleistungen ihrer Angestellten einstehen.

Insgesamt waren über Europa nach Angaben von Eurocontrol, der europäischen Luftsicherheitsbehörde, rund drei Viertel des Luftraums am Dienstag wieder offen für den Flugverkehr.

Vulkan stößt weniger Asche aus

Der Staub-Ausstoß des Vulkans am isländischen Eyjafjalla-Gletscher ließ unterdessen nach: Der Krater stoße Lava und "fast reinen Wasserdampf" aus - aber kaum mehr Asche, teilte das Meteorologische Institut in Reykjavik mit. Die Rauchwolke erreiche nicht mehr die Höhe, von der aus der Luftstrom sie auf den europäischen Kontinent tragen könne. Die bestehende Wolke könne sich aber weiter halten oder verschieben. Wetterexperten machten ebenfalls Hoffnung auf eine Senkung der Aschebelastung.

Zehntausende Reisende kehren heim

Der Flughafen Frankfurt ist wieder ordentlich besucht.

Der Flughafen Frankfurt ist wieder ordentlich besucht.

(Foto: AP)

Die deutschen Fluggesellschaften nutzten eifrig die am Montag beschlossene Ausnahmeregelung. Sie brachten vor allem gestrandete Reisende heim. Allein an Deutschlands größtem Airport in Frankfurt/Main verringerte sich die Zahl der Transitreisen auf 300. Bis zum Abend sollten dort nach Auskunft der Betreibergesellschaft Fraport rund 200 Starts und Landungen abgewickelt werden.

Allein die Rewe Touristik erwartete bis zum Abend 90 Prozent ihrer fast 15.000 Gestrandeten zurück, TUI wollte im Tagesverlauf 20.000 Urlauber nach Hause holen. Am Montag hatten noch 100.000 Pauschaltouristen und eine unbekannte Zahl von Individualreisenden im Ausland festgesessen.

Ramsauer streitet mit Piloten

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte nach einer Absprache mit anderen EU-Verkehrsministern erklärt, die Fluggesellschaften dürften Passagiere mit kontrollierten - also von Radarlotsen unterstützten - Sichtflügen befördern. Die Pilotenvereinigung Cockpit kritisierte erneut die Regelung. An der wissenschaftlichen Einschätzung der Gefährlichkeit der Aschewolken habe sich nichts geändert, sagte Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. "Man hat nur eine juristische Winkelkonstruktion gesucht, um die Flugzeuge in die Luft zu bringen." Ramsauer wiederum wies diese Kritik zurück.

Noch keine klaren Messergebnisse

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(Foto: dpa)

Der Messflug des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat bestätigt, dass sich Vulkanasche über Deutschland befindet. In der Atmosphäre befänden sich in unterschiedlicher Konzentration und in regional unterschiedlicher Ausbreitung Partikel von Vulkanasche, teilte das Bundesverkehrsministerium in Berlin mit.

Die Daten werden demnach vom Deutschen Wetterdienst ausgewertet und zur Beurteilung der Gesamtlage zusätzlich herangezogen. Die Messungen sollen zudem mit weiteren Flügen fortgesetzt werden. Das DLR-Forschungsflugzeug war am Montag erstmals zur Untersuchung der Aschewolke aufgestiegen.

Aschewolke dreht ab

Die Aschewolke über Europa wird nach Einschätzung der Weltwetterorganisation (WMO) Ende der Woche Richtung Nordpol abdrehen. Grund dafür sei ein Tiefdruckgebiet, das sich dann über Island entwickeln und zu neuen Winden führen werde, teilte die WMO in Genf mit. Das Tiefdruckgebiet werde zudem Regen bringen, der die Asche teilweise auswaschen dürfte.

Aus Island kommt kaum noch neue Vulkanasche auf den europäischen Kontinent. Wie das Meteorologische Institut in Reykjavik mitteilte, stößt der Vulkan unter dem Gletscher Eyjafjallajökull jetzt nur Lava und "fast reinen Wasserdampf" aus.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP

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