Panorama

Japanische "Wissenschaft"Walfänger sind wieder unterwegs

11.06.2011, 11:54 Uhr
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Verwandte verabschieden die Walfänger, die sich auf den Weg zu ihrer "wissenschftlichen" Arbeit machen. (Foto: AP)

Nach Angaben von Tierschützern hat Japan einen neuen Dreh entdeckt, wie die "Wissenschaftlichkeit" des umstrittenen Walfangs begründet werden kann. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima wird nun nach Radioaktivität in den Meeressäugern gesucht. 260 Wale sollen dieses Mal ihr Leben lassen.

In Japan hat sich eine neue Walfang-Flotte auf den Weg gemacht, die für angeblich wissenschaftliche Zwecke mehr als 200 Wale töten soll.

Die aus drei Schiffen bestehende Flotte, die von dem Walfangschiff "Nisshin Maru" angeführt wird, soll bis Ende August im Nordwest-Pazifik 260 Wale jagen, darunter 100 Minkwale. Nach Angaben des japanischen Walforschungsinstituts sollen unter anderem der Mageninhalt und die DNA der Meeressäuger untersucht werden.

"Dabei wird jedes Mal der Mageninhalt untersucht - viel Neues kommt aber dabei nicht heraus", kommentierte Petra Deimer von der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM). "Dieses Mal haben sie einen neuen Aspekt entdeckt und wollen nach Radioaktivität in den Tieren suchen." Die Frühjahrssaison des international geächteten Walfangs war bereits Ende April eröffnet worden.

Japan nutzt ein Schlupfloch des internationalen Walfangmoratoriums von 1986, indem es Wale offiziell zu "wissenschaftlichen Zwecken" jagt. Es verhehlt dabei aber nicht, dass das Walfleisch dennoch verzehrt wird. Kritiker sehen in der wissenschaftlichen Untersuchung allerdings nur einen Vorwand. Nach der Auffassung des Landes ist der Walfang eine jahrhundertealte Tradition, die nicht verloren gehen darf. Die Walfangsaison in der Antarktis war im Februar nach einer Serie riskanter Störaktionen von Tierschützern vorzeitig beendet worden.

Bekannt für den japanischen Walfang ist die Stadt Ayukawa. Sie wurde durch den auf das schwere Erdbeben folgenden Tsunami am 11. März allerdings so schwer zerstört, dass die dortige Industrie kurz vor dem Kollaps stand. Eine dort angesiedelte Firma agiert deshalb nun von Kushiro aus, wo bereits mehrere Angestellte auf das Walfleisch zur Weiterverarbeitung warten.

Quelle: AFP/dpa