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Fragen und Antworten Was macht Rauch so gefährlich?

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(Foto: dpa)

Bei einem Brand sind für Menschen meist nicht die Flammen am kritischsten, sondern der dichte Qualm. Schon nach einem Atemzug kann man das Bewusstsein verlieren.

Der erhoffte Fluchtweg wurde zur Todesfalle: Um den Flammen in ihrem Haus in Hamburg zu entkommen, wollten eine Mutter und ihre zwei Jungen wohl in das verrauchte Treppenhaus laufen. Alle drei starben. Was macht den Rauch, der bei einem Feuer entsteht, so gefährlich?

Was ist das Hauptproblem bei einem Feuer: Flammen oder Rauch?

Am gefährlichsten ist der Rauch - denn er raubt Menschen in kürzester Zeit das Bewusstsein und führt zu Atemstillstand. "Das passiert schon nach einem, maximal zwei Atemzügen in dichtem Rauch", sagt der Leiter der Zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Ulrich Mayer-Runge. "Man denkt, man kann reinlaufen und holt nur ein Mal Luft - aber daran kann man schon ersticken." Verbrennungen dagegen seien in der Regel behandelbar und führten meist nicht unmittelbar zum Tod: "Die Chance, das zu überleben, ist wesentlich größer als wenn man durch ein verqualmtes Treppenhaus läuft." Auch der Sprecher der Hamburger Feuerwehr, Hendrik Frese, betont: "Wir haben es immer mit Rauchtoten zu tun."

Warum stirbt man so schnell, wenn man den Qualm einatmet?

Der Rauch enthält unter anderem Kohlenmonoxid und Kohlendioxid in hoher Konzentration. Aus medizinischer Sicht passiert dann Folgendes: Kohlenmonoxid bindet sich an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin), der normalerweise Sauerstoff transportiert. Weil Kohlenmonoxid sich aber etwa 300-fach kräftiger daran bindet, verdrängt es den Sauerstoff, wie Mayer-Runge erklärt. Die roten Blutkörperchen fließen dann mit Kohlenmonoxid beladen durch den Körper, was zu einer Art innerem Ersticken führt. Kohlendioxid wiederum, das normalerweise ausgeatmet wird, führt bei einer erhöhten Konzentration zu einer Hemmung des Atemantriebs. Beim Asthma ist dies etwa so - hat man zu viel Kohlendioxid im Blut, bleibt die Atmung stehen. Bei jedem Feuer brennen zudem Kunststoffe, wie Frese sagt: "Das ist hochgiftig."

Was sollte man tun, wenn ein Feuer ausbricht?

Es kommt darauf an, ob es in der eigenen Wohnung brennt oder in einer anderen Wohnung im Haus. Bricht das Feuer in der eigenen Wohnung aus, kann man über das Treppenhaus nach draußen gehen, wie Feuerwehrsprecher Frese rät - schließlich ist der Fluchtweg in der Regel noch nicht verqualmt. Wichtig ist es, die Wohnungstür zu schließen, damit der Rauch nicht gleich ins Treppenhaus zieht, und die Nachbarn zu warnen.

Schwieriger ist es, wenn das Feuer in einer anderen Wohnung wütet und der Fluchtweg abgeschnitten ist. "Auch wenn mein Instinkt mir sagt, ich will fliehen, darf man auf gar keinen Fall in den Brand hineingehen", betont Frese. Stattdessen sollte man in der Wohnung bleiben, die Tür geschlossen halten und vor den Türspalt eine Decke oder Kleidung legen. Eine Tür brenne nicht so schnell durch, sagt Frese: "Das kann mehrere Minuten dauern." In der Wohnung sollte man sich dort aufhalten, wo es nicht verqualmt ist - etwa auf dem Balkon - und sich bemerkbar machen.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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