Panorama

Weitere Städte könnten versinken Pakistan drohen Seuchen

Wege, Straßen - alles zerstört.

Wege, Straßen - alles zerstört.

(Foto: REUTERS)

Das öffentliche Interesse an der Flutkatastrophe in Pakistan lässt spürbar nach. Über diese fatale Entwicklung sorgen sich die Helfer vor Ort. Denn ihnen ist klar: Krankheiten nehmen zu - und die Fluten sorgen weiter für große Gefahr.

In Pakistan drohen zwei weitere Städte mit insgesamt 100.000 Einwohnern in den Fluten zu versinken. Die Wassermassen des über die Ufer getretenen Flusses Indus strömen auf Jati und Choohar Jamali zu. In den im Süden des Landes gelegenen Städten leben insgesamt rund 100.000 Menschen. Sie seien aufgefordert worden, ihre Häuser und auch ihre jeweilige Stadt zu verlassen, sagte ein Behördensprecher und versprach zugleich: "Wir versuchen alles, um die zwei Städte zu retten."

Viele Einwohner flüchteten sich ins nahegelegene Thatta, das von den Behörden inzwischen wieder als sicher angesehen wird. Aus Angst vor den Fluten des Indus war die 300.000-Einwohner-Stadt zunächst komplett evakuiert worden. Inzwischen konnten die Menschen wieder in ihre Häuser zurück. Zudem strömen auch Flüchtlinge aus umliegenden bedrohten Ortschaften wie Jati und Choohar Jamali nach Thatta.

Eine ehemalige Ziegelstein-Fabrik.

Eine ehemalige Ziegelstein-Fabrik.

(Foto: REUTERS)

Pakistan kämpft seit nunmehr mehr als einem Monat gegen die schlimmsten Überschwemmungen seiner Geschichte. Noch immer ist das Ausmaß der Katastrophe nicht absehbar. Schätzungen der UNO zufolge sind bis zu 20 Millionen Menschen von den Fluten betroffen. Rund ein Fünftel des gesamten Staatsgebietes wurde überschwemmt. Die Regierung gab die Zahl der Todesopfer mit 1645 an.

In den Überschwemmungsgebieten wird die Zahl lebensbedrohlicher Durchfallerkrankungen durch verschmutzte Brunnen nach Meinung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ansteigen. Wenn die geflüchteten Menschen in ihre Dörfer zurückgingen, hätten sie oft nur verdrecktes Wasser. "Dann können wir davon ausgehen, dass die Durchfallerkrankungen zunehmen", sagte der der Präsident der deutschen Sektion der Hilfsorganisation, Tankred Stöbe. "Das macht uns große Sorgen." Außerdem steige die Zahl von unterernährten Kindern. Stöbe ist derzeit in Pakistan. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass mindestens 200.000 Menschen unter Durchfallerkrankungen leiden.

Die meisten Menschen litten zwar unter Hauterkrankungen, sagte Stöbe und bestätigte damit Angaben der WHO, wonach es mehr als 260.000 betroffene Menschen gibt. "Doch diese Erkrankungen sind in der Regel nicht tödlich", sagte Stöbe. Auch die zunehmenden Malaria-Fälle führten nicht zum Tod, da es sich um eine leichte Version handle.

"Interesse nimmt ab"

Die Flüchtlingslager sind am Ende ihrer Kapazitäten.

Die Flüchtlingslager sind am Ende ihrer Kapazitäten.

(Foto: AP)

Aber allein in der Spezialklinik der Organisation in der Stadt Kot Addu im Süden Pakistans würden jeden Tag mehr als 100 Durchfallerkrankungen behandelt. "Über 40 Menschen müssen wir stationär aufnehmen, weil sie so schwer krank sind, und die sind lebensgefährlich erkrankt." Habe es zunächst nur ein krankes Familienmitglied gegeben, müsse jetzt mindestens die halbe Familie krank aufgenommen werden. "Wir können davon ausgehen, dass diese Zahlen noch zunehmen." Nach der Rückkehr in ihre zerstörten Heimatdörfer hätten die meisten Menschen nur verdrecktes Wasser.

Ein anderes Problem zeichnet sich nach Stöbes Angaben jetzt auch bereits ab: Die Menschen seien entkräftet, immer mehr Kinder unterernährt. Arme Menschen könnten sich die auf das doppelte angestiegenen Preise für Lebensmittel nicht mehr leisten. "Das wird noch schlimmer", sagte Stöbe. "Das einzige, was abgenommen hat, ist das öffentliche Interesse. Aber als Arzt, als Helfer vor Ort sehe ich, dass die Not in keiner Weise abgenommen hat. Und die Menschen verlieren den Mut und die Hoffnung, dass ihnen noch geholfen wird."

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Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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