Panorama

Wenn die Sonne kaum untergeht Mittsommernacht naht

Magischer Ort: Hunderte feiern alljährlich die Sommersonnenwende in Stonehenge in Wiltshire.

Magischer Ort: Hunderte feiern alljährlich die Sommersonnenwende in Stonehenge in Wiltshire.

(Foto: dpa)

Die Nacht vom 20. auf den 21. Juni - die Mittsommernacht - hat für viele Menschen eine besondere Magie. Sie wird ganz verschieden gefeiert. Je nach Land spielen dabei Traditionen, heidnische Bräuche oder der Tourismus die Hauptrollen.

Hier wurde gefeiert: Leere Weinflaschen auf einem Zaun in St. Petersburg während einer "Weißen Nacht".

Hier wurde gefeiert: Leere Weinflaschen auf einem Zaun in St. Petersburg während einer "Weißen Nacht".

(Foto: dpa)

Am längsten Tag des Jahres machen viele Sonnenanbeter auch die Nacht zum Tag. Besonders im Norden Europas hat der 21. Juni eine besondere Bedeutung, so auch in Russland an der Ostsee. Die "Weißen Nächte" sind in der früheren Zarenmetropole St. Petersburg das Highlight des Jahres. Auch nachts geht in der Metropole stundenlang die Sonne nicht unter.

Das Ereignis lockt in der Zeit vom 11. Juni bis zum 2. Juli alljährlich Tausende Touristen in die Newa-Metropole. Es ist eine schlaflose Zeit für die Millionenstadt, denn neben den Besuchern ziehen Schüler und Studenten bis spät in die Nacht durch die Straßen, und Liebespärchen bevölkern die Parkanlagen. Die Stadt begeht ihre "Weißen Nächte" mit vielen Festivals und Konzerten.

"Purpurrote Segel"-Party

Das wohl wichtigste Ereignis ist Schüler-Abschlussparty namens "Purpurrote Segel", die um die Sommersonnenwende herum gefeiert wird - ein grandioses Happening mit Feuerwerk und Lasershow über dem Fluss Newa und einem riesigen Open-Air-Konzert auf dem Schlossplatz. In diesem Jahr fällt der Termin auf die Nacht zum 24. Juni.

Alle Schulabgänger von St. Petersburg bekommen dazu je zwei Eintrittskarten geschenkt. Seinen Namen verdankt das Fest den roten Segeln der historischen Fregatte "Standard", die in der Nacht als Flaggschiff auf der Newa kreuzt, während die Brücken in der Stadt hochgezogen sind.

Sommersonnenwende-Spektakel in Stonehenge

In Stonehenge werden zur Mittsommernacht diesmal etwa 20.000 Besucher erwartet.

In Stonehenge werden zur Mittsommernacht diesmal etwa 20.000 Besucher erwartet.

(Foto: dpa)

Nach Stonehenge im Süden Englands lockt ein besonderes Sommersonnenwende-Spektakel jedes Jahr tausende Sonnenanbeter, Druiden oder einfach nur Neugierige. Die Kulturerbe-Organisation English Heritage erwartet am 21. Juni im Olympia-Jahr rund 20.000 Besucher am prähistorischen Steinkreis, etwas mehr als im vergangenen Jahr. Allerdings sind die Wetterprognosen mit hoher Regenwahrscheinlichkeit nicht so verheißungsvoll.

Die Schaulustigen harren traditionell in der Nacht an dem 1986 zum Weltkulturerbe erklärten Ort aus und vertreiben sich die Zeit bis die Sonne aufgeht mit heidnischen und anderen mystischen Ritualen. "In der Nacht gibt es Gelegenheit zum Feiern. Es wird spontan getrommelt, Musik gemacht, getanzt und Poesie gelesen", erklärt der Leiter der Druidenfeiern, der selbsternannte King Arthur Pendragon.

"Midsommar" in Schweden

Blonde Frauen und Männer aller Altersgruppen schmücken sich mit einem Blumenkranz auf dem Haupt, ganze Sippen tanzen um den Maibaum und ganze Ortschaften trinken viel Schnaps und Bier zu Hering, Rotfisch und Kartoffeln: In keinem anderen Land wird das Mittsommerfest so intensiv gefeiert wie bei den Schweden, wo es auch im südlichen Landesteil zur Sommer-Sonnenwende kaum noch dunkel wird. Das halbe Land ist hier auch am frühen Morgen noch auf den Beinen.

Das lange Wochenende mit einem arbeitsfreien Freitag kommt für die Skandinavier gleich nach Weihnachten. Oder vielleicht noch vorher, denn das ganze Land freut sich jetzt auf die zwei vielleicht doch mal richtig warmen Monate des Jahres. Die Idylle des alle verbindenden Tanzes um den Maibaum wie bei Astrid Lindgren stimmt aber längst nicht überall mehr. Teenager finden die alten Traditionen peinlich und verdrücken sich lieber zum "alternativen Mittsommer" irgendwo an einem stillen Seeufer.

Nach dem inoffiziellen Nationalfeiertag meldet sich auch jedes Jahr die Polizei mit der oft traurigen Mittsommer-Statistik über Schlägereien als Folge von Suff. Mal geht es überraschend friedlich zu, und mal gar nicht. Das ist so unberechenbar wie die angeblich zu Mittsommer besonders süß schmeckenden schwedischen Erdbeeren.

Deutsche grüßen mit Feuer und Licht

In vielen Teilen Deutschlands wurden einst mit Feuer und Licht die Götter begrüßt, die zur Mittsommernacht auf die Erde kommen sollen. Bis heute werden zum Sommeranfang an vielen Orten Holzstöße abgebrannt und Feuerräder gerollt. Paare springen Hand in Hand über Flammen, um sich damit Glück und ewige Liebe zu sichern.

Quelle: ntv.de, dpa

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