Panorama

Gangsterboss James Bulger tötete elf Menschen "Whitey" zu lebenslanger Haft verdonnert

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(Foto: dpa)

Der Fall wurde ein Hollywood-Streifen: Jahrelang trieb James Bulger sein Unwesen in den USA. Elf Tote gehen auf "Whiteys" Konto. Das FBI soll ihn als Informant unter Vertrag gehabt haben. Nun muss der abgebrühte Gangster für den Rest seines Lebens hinter Gitter.

Der berüchtigte US-Gangsterboss James "Whitey" Bulger ist wegen mehrfachen Mordes und zahlreicher weiterer Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Vor einem Gericht in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts erhielt Bulger eine Strafe von zwei Mal lebenslänglich plus fünf Jahren Gefängnis. Außerdem soll der 84-Jährige an seine Opfer und deren Hinterbliebene mehr als 19 Millionen Dollar Wiedergutmachung zahlen. Zudem muss er 25,2 Millionen Dollar an die Regierung als Strafe abdrücken. Laut einem Bericht des "Boston Globe" schienen diese Summen größtenteils symbolisch zu sein, da die Fahnder bislang bei weitem nicht die Menge an Geld gefunden haben, die Bulger versteckt haben soll.

"Das Zeugnis menschlichen Leids, dass Sie und Ihre Komplizen anderen zufügten, war teils beunruhigend zu hören und schmerzlich zu sehen", sagte Richterin Denise Casper laut dem "Boston Globe". "Der Umfang, die Abgebrühtheit und die Verdorbenheit Ihrer Verbrechen sind fast unergründlich." Casper las die Namen derjenigen vor, die Bulger ermordert hatte. Unter Tränen lauschten die Hinterbliebenen im Gerichtssaal ihren Worten. Der 84-Jährige, der im orangefarbenen Häftlingsanzug am Tisch saß, zeigte keinerlei Emotionen. Nach dem Urteil umarmte er seine Anwälte.

16 Jahre auf der Flucht

Die Geschworenen hatten Bulger im August in 31 von 32 Anklagepunkten für schuldig befunden. Der Mafiaboss wurde wegen des Mordes an elf Menschen sowie wegen mehrerer Fälle von Erpressung, Geldwäsche, Drogenhandels und Schusswaffenbesitzes verurteilt. Richterin Denise Casper warf Bulger bei der Verkündung des Strafmaßes am heutigen Donnerstag vor, "unfassbare" Verbrechen begangen zu haben. Bulgers Anwälte kündigten an, das Urteil anzufechten.

Der Mafiaboss war nach 16 Jahren auf der Flucht im Juni 2011 in Kalifornien festgenommen worden, wo er unter falschem Namen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin lebte. Die Polizei beschlagnahmte in der Wohnung etwa 800.000 Dollar in bar und ein großes Waffenarsenal. Die Lebensgefährtin wurde 2012 zu acht Jahren Haft verurteilt, weil sie den Flüchtigen gedeckt hatte.

Die Anklage hatte Bulger und seiner Winter-Hill-Bande insgesamt 19 Morde in der Zeit von 1972 bis 2000 zur Last gelegt. In dem Prozess, der am 4. Juni begonnen hatte, wurden mehr als 70 Zeugen angehört und 840 Beweisstücke gesichtet. Zeugen berichteten von grausigen Praktiken der Bulger-Bande: So seien getöteten Opfern die Zähne herausgebrochen worden, um ihre Identifizierung durch die Polizei zu erschweren.

Die Verteidigung beklagte, dass Bulger kein faires Verfahren erhalten habe. Das Gericht sei nicht ausreichend auf die Beziehungen des Gangsterbosses mit den Justizbehörden eingegangen, die ihm angeblich Immunität zugesichert hatten. Die Staatsanwaltschaft wies dies als erfunden zurück. Bulgers Leben diente als Vorlage für den 2006 mit dem Oscar ausgezeichneten Film "The Departed" von Regisseur Martin Scorsese mit Hollywood-Star Jack Nicholson in der Rolle des Mafia-Chefs.

Quelle: ntv.de, fma/AFP/dpa

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