Verschwörungstheorien treiben zum Anschlag Absender von Gift-Briefen verhört
19.04.2013, 03:52 Uhr
Das Haus von Paul Kevin Curtis in Corinth wird von der Polizei gestürmt.
(Foto: AP)
Im Zusammenhang mit den Gift-Briefen an US-Präsident Obama und einen Senator Wicker muss sich ein Mann aus dem Bundesstaat Mississippi vor Gericht verantworten. Der 45-jährige Täter soll von Wahnvorstellungen getrieben sein und glaubt an einen Schwarzmarkt für menschliche Körperteile.
Der mutmaßliche Absender der Gift-Briefe an US-Präsident Barack Obama und einen Senator ist zu einer ersten Anhörung vor Gericht erschienen. Das Bundesbezirksgericht in Oxford im Bundesstaat Mississippi ordnete an, dass der 45-jährige Paul Kevin Curtis bis zur Anklageerhebung in Haft bleiben müsse. Die Justiz beschuldigte den Mann, das Leben und die Gesundheit des Präsidenten bedroht zu haben.
Die Anklageerhebung durch eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern könnte in den kommenden Tagen erfolgen. Lokale Medien berichteten, dass der Verdächtige die Vorwürfe zurückweist. Curtis bestehe "zu 100 Prozent" darauf, dass er die Briefe nicht geschickt habe, zitierte die Medien die Strafverteidigerin Christi McCoy. Bei einem Schuldspruch drohen Curtis bis zu 15 Jahre Gefängnis.
Die Gift-Briefe an Obama und an Senator Roger Wicker aus Mississippi waren am Dienstag in Poststellen abgefangen worden, bevor sie in die Nähe der Adressaten gelangen konnten. Der Fund der gefährlichen Kuverts hatte wegen der zeitlichen Nähe zu dem Anschlag auf den Marathon in Boston vom Montag für Nervosität gesorgt, steht damit aber nicht in Verbindung.
Laut FBI bestätigten mehrere Tests, dass es sich bei der verdächtigen Substanz in den Umschlägen um Rizin handelte. Das Pflanzengift lähmt die Atemwege und wirkt bei Verschlucken bereits in kleinsten Dosen tödlich. Ein dritter Brief ging den Angaben zufolge an eine Friedensrichterin, die ihr Amt in dem Bezirk des Verdächtigen ausübt. Niemand sei durch die giftigen Briefe verletzt worden, hieß es.
Die Polizei hatte Curtis am Mittwoch in seinem Haus in Corinth im Nordosten Mississippis festgenommen. Die US-Justiz veröffentlichte ein Schreiben, das in den Umschlägen lag und das Curtis offenbar mit seinen Initialen unterzeichnet hatte. "Ich bin KC und ich unterstütze diese Botschaft", stand unter dem Brief. Der Satz spielt auf die Schlussformel von Wahlkampfspots in den USA an, mit der Kandidaten ihre Zustimmung zu der geäußerten Meinung zum Ausdruck bringen.
Wahnvorstellungen begleiten der Täter
Den Angaben zufolge soll Curtis von einem angeblichen Schwarzmarkt für menschliche Körperteile überzeugt sein, der von der Regierung gedeckt werde. "Etwas Falsches zu sehen und es nicht zu enthüllen, bedeutet, sich zum stillen Partner dessen Fortdauerns zu machen", heißt es in dem Text. Curtis' Ex-Frau hatte sich laut Justiz vor einigen Jahren an die Polizei gewandt und ihren Mann als "extrem wahnhaft" bezeichnet. Curtis habe geglaubt, dass die Regierung in Washington ihn mit Drohnen ausspioniere.
Die Zeitung "The Clarion-Ledger" beschrieb Curtis als einen Mann, der im Internet mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten sei. Zugleich habe er sich im Nordosten Mississippis einen Namen als Imitator von Musikstars wie Elvis Presley und Johnny Cash gemacht. Die Lokalzeitung berichtete, dass der Entertainer auch bei dem Senator aufgetreten sei, dem er nun Post mit Rizin geschickt haben soll.
"Ich habe den Herrn tatsächlich schon einmal getroffen", sagte Senator Wicker der Zeitung. Curtis sei als Elvis-Imitator bei einer Party aufgetreten, die er mit seiner Frau veranstaltet habe. Der Verdächtige sei "ziemlich unterhaltsam" gewesen, erklärte Wicker.
Quelle: ntv.de, AFP