Ghani ignoriert alle Appelle Afghanen wegen Vergewaltigung gehängt
08.10.2014, 15:59 Uhr
Der Galgen wurde auf dem Sportplatz des Gefängnisses errichtet.
(Foto: AP)
Die afghanische Justiz lässt sechs Männer hinrichten, unter ihnen fünf Sexualstraftäter. Die Hinrichtungsbefehle hatte noch der frühere Präsident Karsai unterschrieben. Sein Nachfolger Ghani reagierte nicht auf internationale Appelle, die Todesstrafe auszusetzen.
Ungeachtet internationaler Kritik sind in Afghanistan fünf Männer wegen einer Gruppenvergewaltigung hingerichtet worden. Die Männer seien wegen der Vergewaltigung von vier Frauen in der Provinz Paghman nahe der Hauptstadt Kabul gehängt worden, sagte Vize-Generalstaatsanwalt Rahmatullah Nasari in Kabul. Zudem sei im Pul-e-Tscharki-Gefängnis unweit der Hauptstadt der Anführer einer "notorischen Entführerbande" exekutiert worden. Der Vergewaltigungsfall im August hatte landesweit Empörung ausgelöst.
Eine bewaffnete Gruppe in Polizeiuniformen hatte nachts einen Autokonvoi gestoppt, der von einer Hochzeitsfeier in Paghman nach Kabul zurückkehrte. Nachdem die männlichen Mitglieder der Hochzeitsgesellschaft gefesselt worden waren, vergewaltigten die Angreifer mindestens vier Frauen und stahlen die Wertsachen der Opfer. Die Empörung über das Verbrechen war einhellig, doch stieß der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter international auf Kritik. Nach womöglich unter Folter erpressten Geständnissen wurden die Männer in einem Schnellprozess zum Tode verurteilt.
Unter starkem öffentlichem Druck wurde das Urteil auch vom Berufungsgericht und dem Obersten Gericht bestätigt und vom damaligen Präsidenten Hamid Karsai kurz vor der Übergabe seines Amtes an Aschraf Ghani vergangene Woche unterzeichnet. Amnesty International äußerte scharfe Kritik an den Verfahren, die von zahlreichen Unregelmäßigkeiten geprägt gewesen seien. Auch der UN-Menschenrechtsrat forderte Ghani auf, die Hinrichtung auszusetzen und ans Gericht zurückzuverweisen.
Trotz der Appelle schritt Ghani nicht ein. Der EU-Botschafter in Kabul, Franz-Michael Mellbin, äußerte scharfe Kritik: "Die heutigen Hinrichtungen werfen einen dunklen Schatten auf den Willen der neuen afghanischen Regierung, die grundlegenden Menschenrechte aufrechtzuhalten."
Quelle: ntv.de, ppo/AFP