Islamfeindlicher Film - ein Toter Angriffe auf US-Bürger
12.09.2012, 03:35 Uhr
Eine aufgebrachte Menschenmenge rund um die US-Botschaft in Kairo
(Foto: REUTERS)
Aufgebrachte Demonstranten stürmen das Gelände der US-Botschaft in Kairo, reißen die Flagge vom Gebäude herunter und verbrennen sie. Die Polizei verhindert Schlimmeres. Bei einem Angriff mit Granaten auf das US-Konsulat in der lybischen Stadt Bengasi kommt ein US-Bürger ums Leben. Ein Film, der den Propheten Mohammed beleidigen soll, ist der Auslöser der Wut.
Bei dem Angriff auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi ist ein US-Bürger getötet worden. Ein weiterer US-Bürger sei an der Hand verletzt worden, sagte der libysche Vize-Innenminister Wanis al-Scharef. Bei beiden handele es sich um Beamte des Konsulats. Alle weiteren Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung seien in Sicherheit gebracht worden. Unklar war zunächst, ob es sich bei dem Toten um einen Diplomaten handelte.
Dem Sprecher des Sicherheitsausschusses des libyschen Innenministeriums Abdelmonoem al-Horr zufolge wurden von einem nahegelegenen Bauernhof Granaten auf das Konsulat abgefeuert. Augenzeugen berichteten, Dutzende Demonstranten hätten das Konsulat angegriffen, die US-Flagge heruntergerissen und das Gebäude in Brand gesteckt. Bewaffnete Männer hätten die Zufahrtsstraße zu dem Gebäude abgeriegelt, unter ihnen seien ultra-konservative Salafisten.
Hintergrund der Angriffe ist ein angeblich in den USA produzierter und nach Meinung der Protestler islamfeindlichen Film. Das US-Außenministerium bestätigte den Angriff. Ministeriumssprecherin Victoria Nuland erklärte, die USA verurteilten die Attacke "auf das Schärfste".
Proteste auch in Kairo
Nur wenige Stunden zuvor hatten tausende Menschen auf dem Gelände der US-Botschaft in Kairo gegen den Film protestiert, der ihrer Ansicht nach den Propheten Mohammed beleidigt. Einige hatten die US-Flagge von dem Gebäude gerissen und durch eine schwarze islamische Fahne ersetzt mit dem Glaubensbekenntnis des Islam: "Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet". Auch die Wände der Botschaft wurden von den Demonstranten mit diesem Spruch bemalt.
Botschaft kritisiert den Film
In Washington rief US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland dazu auf, aus dem Vorfall keine Rückschlüsse auf das amerikanisch-ägyptische Verhältnis zu ziehen. Sie wies darauf hin, dass Fortschritte bei Kontakten zur zivilen Gesellschaft erzielt worden seien. Die Botschaft hatte zuvor in einer Erklärung "die fortgesetzten Bemühungen fehlgeleiteter Individuen, die religiösen Gefühle der Muslime zu verletzen", verurteilt.
Die ägyptische Polizei griff ein, um die Demonstranten dazu zu bewegen, von dem Gebäude herunter zu kommen, sie wendete aber keine Gewalt an. Anschließend verließen die meisten Demonstranten das Gelände, nur mehrere hundert blieben zurück. Die Arabische Liga verurteilte den Film ebenfalls und erklärte laut der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena, darin werde der Prophet Mohammed "beleidigt".
Vor einem Jahr hatten Demonstranten die israelische Botschaft in Kairo gestürmt und die Fahne Israels vom Botschaftsgebäude entfernt. Bei heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei starben damals vier Menschen, mehr als tausend weitere wurden verletzt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa